Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Die ,,Aussöhnung" kann beginnen
Stadt Leinefelde-Worbis geht nach dem Zuchlag in die Feinplanung der Landesgartenschu 2024
„Aussöhnung zwischen Stadt und Landschaft“– so lautet das Thema der Bewerbung der Stadt Leinefelde-worbis für die Landesgartenschau im Jahr 2024. Nun hat die Stadt den Zuschlag bekommen. Bürgermeister Marko Grosa (CDU) ist am Dienstag persönlich nach Erfurt gereist, um den Bescheid vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke) entgegenzunehmen. Die Bewerbung war pünktlich zum 31. März 2017 in Erfurt eingegangen. Eigentlich sollte beim Abschluss der Landesgartenschau 2017 in Apolda der Ausrichter für 2024 benannt werden. Doch an dem war es nicht.
Es hat lange gedauert, bis die Landesregierung entschieden hat, wer die 5. Landesgartenschau in Thüringen ausrichtet. Grosa hat keine Sekunde daran gezweifelt, dass die Eichsfeldstadt als Sieger unter den Bewerbern hervorgeht. „Wir hatten nun einmal die besten Bewertungen“, sagt er.
Jetzt ist die Freude groß. Nicht nur in Leinefelde, sondern im ganzen Landkreis Eichsfeld und darüber hinaus. Herzlichste Glückwünsche gab es sofort aus Duderstadt. Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU) schrieb, dass er „mit großer Freude, ja mit Begeisterung“von der Entscheidung des Freistaates für Leinefelde-worbis gelesen habe. Er ließ Glückwünsche an den Stadtrat, an alle Bürger und an das Team, das jetzt in die konkrete Arbeit geht, ausrichten. Und: „Die Landesgartenschau ist eine große Entwicklungschance für Ihre Stadt, aber auch für die Eichsfelder Region. Dort, wo wir gebraucht werden und flankierend begleiten können, sind wir gern dabei.“1994 war Duderstadt selbst Ausrichter einer Landesgartenschau.
Die Leinefelde-worbiser Bewerbung ist vor fast genau einem Jahr vor Ort auf Herz und Nieren geprüft worden. „Eine 16köpfige Kommission, die der Landesregierung die Empfehlung für den nächsten Ausrichter geben sollte, reiste in die Bewerberorte“, weiß Natalie Hünger, Leiterin der Pressestelle von Leinefelde, noch ganz genau. Sogar die Reihenfolge: Nach Mühlhausen und dem Städtedreieck
Saalfeld/rudolstadt/ Bad Blankenburg war Leinefelde die dritte Station der Jury, die sich danach noch in Altenburg umschaute. Zunächst wurde die Kommission im Foyer der Obereichsfeldhalle zu einem Vortrag des mit der Machbarkeitsstudie für eine Landesgartenschau in Leinefelde beauftragen Berliner Landschaftsarchitekturbüros SINAI empfangen. „Dazu hatte die Stadtverwaltung Leinefelde-worbis einige wichtige Partner eingeladen – so die Wohnungsgesellschaften, das Straßenbauamt Nordthüringen, den Zweckverband, das Amt für Flurneuordnung, Landrat Werner Henning“, erinnert sich Natalie
Hünger. Letzterer habe der Kommission deutlich gemacht, dass Leinefelde-worbis für solch ein Projekt der geeignete Partner sei, schon mit dem Stadtumbau bewiesen habe, dass sie innovativ sei.
Genau das wurde der Jury bei einer Rundfahrt gezeigt. Und natürlich das Gebiet, das für die Gartenschau bereitsteht – es reicht von der Leinefelder Südstadt bis zum Birkunger Stausee. „Ja, es ist eine Herausforderung“, weiß Marko Grosa. Aber in gewisser Weise knüpft das neue Vorhaben an den Stadtumbau an. „Wir setzen uns damit selbst unter Druck, das Begonnene fortzusetzen“, wiederholt Grosa. Er betont, dass die Stadt nicht nur die Gartenschau um ihrer selbst willen ausrichtet, sondern alles dafür Geschaffene nachhaltig ist, nicht zuletzt für die Bürger.
Die Pläne greifen die bestehende Grüne Achse auf, die
von Nord nach Süd durch Leinefelde verläuft, setzen sie fort, bauen sie aus. So sollen in den Plattenbauquartieren der Südstadt verschiedene Themengärten entstehen. Am südlichen Stadtrand stellen sich die Planer die neue Gartenstadt vor – gleichzeitig Hauptausstellungsgelände. Hier stehen dann im Jahr 2024 Musterhäuser, laden Straßen und Wege zum Flanieren ein. Bestaunt werden können verschiedenste Vor- und Hausgärten.
Komplettiert wird dieser Ausstellungsbereich mit dem notwendigen Veranstaltungsgelände samt Bühne und Blumenhalle – obligatorisch bei jeder Gartenschau. Nach der Schau soll die Gartenstadt als Eigenheimgebiet dienen – die schon erschlossenen Flächen im Anschluss mit weiteren Eigenheimen bebaut, die fertigen Musterhäuser an Interessenten verkauft werden. Weiter im Süden wird sich 2024 der Flusslauf der Ohne renaturiert zeigen, mit naturnahen Bepflanzungen, Feuchtbiotopen und Streuobstwiesen zum Spaziergang einladen. Der ist dann ohne lange Umwege bis zum Birkunger Stausee fortsetzbar, an dem touristische Angebote geplant sind: Campingplatz, Gastronomie, Bootsanlegestelle und Badebereich am Nordufer – und eventuell Brücken, um den 5,4-Kilometer langen Rundwanderweg in kleinere Runden aufzuteilen.
Dafür soll ein ganz neuer Weg angelegt werden, der Leinefelde auf dem kürzesten Weg mit dem See verbindet. Die Schwierigkeit: Es sind Bahngleise zu kreuzen. „Und genau das ist der Punkt, an dem uns leider das jetzt fast dreiviertel Jahr an Zeit fehlt“, sagt Grosa. „Denn es stehen noch viele Gespräche an.“
Die Machbarkeitsstudie ist mit einem Finanzplan untersetzt. „Wir rechnen mit Investitionen von knapp 18 Millionen Euro“, so Natalie Hünger. Allerdings bei einer Förderquote von durchschnittlich 60 Prozent. Jetzt beginnen die konkreten Planungen. Die Arbeitsgruppe „Landesgartenschau“, in der Mitarbeiter der Stadt, aber auch anderer Behörden und Planer wirken, sei während der Wartezeit nicht untätig gewesen.