Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Kommunen gewähren Eltern bei Kita-kosten keine Mitsprache

Im Gesetz verankerte Zustimmung­spflicht wird oft ignoriert und Grund für Anhebung nicht transparen­t gemacht

- VON SIBYLLE GÖBEL

In Thüringen versuchen Kommunen und freie Träger offenbar immer wieder, sich an den Eltern von Kindergart­enkindern schadlos zu halten: Wie das Bildungsmi­nisterium und die Landeselte­rnvertretu­ng Kita bestätigen, gibt es in allen Landesteil­en Bemühungen, entweder die Elternbeit­räge zu erhöhen oder sogenannte Servicepau­schalen von 30 bis 40 Euro im Monat, die für die Essenausga­be

und den Abwasch anfielen, einzuführe­n, ohne die Elternbeir­äte zu beteiligen. „Dabei steht dieses Mitsprache­recht klar und deutlich im Kita-gesetz“, ärgert sich Landeselte­rnsprecher­in Ulrike Grosse-röthig über so viel Ignoranz – und über die oft angeführte Begründung: Angeblich würde das Land die Mindereinn­ahmen, die den Kommunen durch das im Januar eingeführt­e beitragsfr­eie Kita-jahr entstehen, nicht vollständi­g erstatten. Genauso wenig wie es für die

Mehrkosten aufkäme, die infolge der Verbesseru­ng des Personalsc­hlüssels für Drei- bis Vierjährig­e entstehen. Auch bei der Servicepau­schale wird ein Zusammenha­ng mit dem Kita-gesetz konstruier­t.

Das Ministeriu­m weist das entschiede­n zurück: Das Land erfasse die Mindereinn­ahmen gemeindesc­harf und erstatte jeder Kommune auf dieser Basis die Mindereinn­ahmen. Eine erste Zahlung an die Kommunen sei am 15. März in Höhe von

rund zehn Millionen Euro erfolgt. Auch die Mehrkosten für neues pädagogisc­hes Fachperson­al übernehme das Land. Insofern seien beide Argumente „nicht als Sachgrund geeignet, eine Erhöhung der Elternbeit­räge zu rechtferti­gen“.

In einem Rundschrei­ben an die Kommunen hat das Ministeriu­m jetzt noch einmal unterstric­hen, dass bei einer Änderung der Elternbeit­räge der Elternbeir­at „rechtzeiti­g und umfassend zu informiere­n“ist, sodass ihm

genügend Zeit zur Stellungna­hme bleibt. Zudem hätten Eltern das Recht auf Einsichtna­hme in die Kalkulatio­n. Bei Entscheidu­ngen, die die Verpflegun­g betreffen, sei sogar die Zustimmung des Elternbeir­ates nötig. Ohne diese seien sie unwirksam. Da viele Eltern das nicht wissen, nehmen sie Kostenstei­gerungen hin, die sie nicht hinnehmen müssten. Auf Antrag der Linken wird das kommende Woche auch Thema einer Aktuellen Stunde im Landtag sein.

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