Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Was ist für Sie Zuhause, Aline Thielmann?
Neulich fragte mich mein Kollege Paul Andreas Freyer: „Aline, wo ist eigentlich für dich Zuhause?“Meine spontane Antwort: „Zuhause? Das ist erst mal immer in mir drin.“Natürlich gehören dazu aber vor allem auch die Menschen, die ich liebe: meine Familie und der Ort, an dem ich gern lebe. In Erfurt fragt mich der Briefträger mitten in der Stadt schon mal, ob er das Päckchen lieber in der Praxis meiner Mutter oder bei meiner Schwester abgeben soll, und der Bauarbeiter erkundigt sich nach den K ndern. Irgendwann hat man hier das Gefühl, mit jedem schon mal geplaudert zu haben. Trotzdem gibt es täglich un- er artete Begegnungen und Gespräche. Ich mag die Überraschung, für die Thüringen ja auch landschaftlich immer gut ist. Ur ald, Burgen, Weite – diese Vielfalt auf recht kleinem Raum. Das gilt auch für die Menschen und Stadtteile in Erfurt. Dort ist es ganz ruhig, da schlendern Touristen, hier picknicken ganz verschiedene Menschen nebeneinander im Park. An jeder Ecke eine andere Welt. Für mich als neugierigen und offenen Menschen sind die verschiedenen Perspektiven wichtig, um mich zu Hause zu fühlen. Das zeigt sicher auch unsere Einrichtung: zu klaren Grundstrukturen kommen viele Fund-, Erinnerungs- und Erbstücke. Zum Beispiel der Schreibtisch meines Urgroßvaters, der als Förster noch im Schloss Reinhardsbrunn lebte. Danach stand der Tisch in Opas Arztpraxis in Friedrichroda. Heute verbindet er mich mit den Jahrzehnten und Generationen. Auch unsere K nder lieben die Geschichten hinter solchen Gegenständen. Die Steinskulptur versetzt uns nach Bolivien, die bunte Kappe zu den Uiguren nach Westchina, das Foto nach Tibet – die Fossilien aus dem Steinbruch auf unsere Erkundungstour bei Remda ... Und dann ist da noch die kleine Wartburg, die mir ein freundlicher Zuschauer schenkte, auch die bringt mich dann wieder nach Hause, nach Thüringen.
„Urwald, Burgen, Weite – diese Vielfalt auf recht kleinem Raum.“