Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Wenn Erfindergeist belohnt wird
H&E Bohrtechnik aus Bollberg bei Stadtroda wird für eine Eigenentwicklung vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ausgezeichnet
BOLLBERG. Thomas Heidler wirkt erschöpft und ist trotzdem stolz. In den vergangenen Tagen prasselte einiges auf ihn ein. Nachdem er in Berlin die Urkunde für das Zim-handwerksprojekt des Jahres aus den Händen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) entgegengenommen hatte, erreichten ihn nach dem folgenden Fernsehbericht viele Nachrichten: „Das Telefon stand nicht mehr still.“Verrückt sei das. Die Auszeichnung für das Forschungsprojekt empfindet er als große Ehre.
Begründet wird die Auszeichnung offiziell so: „Bei Horizontspülbohrungen, beispielsweise für die Glasfaserkabelverlegung, muss zum Schutz gegen Zusammenbrechen die Wandung der Bohrung mittels eines eingespritzten Quelltons (Bentonit) stabilisiert werden. Dem dafür verwendeten Wasser-bentonitgemisch müssen, je nach Bodenbeschaffenheit und -zusammensetzung, weitere speziell abgestimmte Zuschlagstoffe in einem zuvor festgelegten Mischungsverhältnis beigegeben werden.“
Mit der H&e-maschine, die zusammen mit einem Informatiker entwickelt wurde, können diese Gemische auch während eines Bohrvorgangs schnell halbautomatisch verändert und den Gegebenheiten angepasst werden. 300000 Euro hat die Entwicklung gekostet, 125000 davon kommen aus Fördermitteln. Heidler hat die Entwicklung patentieren lassen, eine Lizenzierung an einen Maschinenbauer ist nicht ausgeschlossen.
Die Summen sind ansehnlich für die Firma mit ihren etwa 30 Mitarbeitern und etwa fünf Millionen Euro Jahresumsatz. H&E ist deutschlandweit im Einsatz. „Nur hier in der Region würde sich das gar nicht lohnen“, so Heidler. Man sei ein Spezialgewerk. Zu teuer ist das Spezialwerkzeug für die Horizontalbohrungen – schnell kommen für eine Maschine mehrere 100 000 Euro zusammen. Sechs solcher Maschinen stehen der Firma zur Verfügung.
Mitarbeiter, die sie bedienen, sind jedoch schwer zu finden. Also hat Heidler zuletzt auch einen jungen afghanischen Flüchtling in die Firma geholt, es ist der zweite. Der erste habe nicht durchgehalten und die Schule geschmissen, obwohl er fleißig und handwerklich begabt gewesen sei. Der zweite hat bereits studiert und nehme jede Chance war, sich zu entwickeln. Bald beginnt seine Lehre zum Rohrleitungsbauer. Vorurteile innerhalb des Betriebs seien teilweise abgebaut worden – wenn auch nicht alle. Wenn er auch mit der starken Einwanderung vor allem 2015 nicht einverstanden war: Heidler will Zuwanderern eine Chance geben, damit sie ihr Auskommen selbst erwirtschaften können. „Und nicht zu acht auf ihrem Zimmer sitzen und auf dumme Gedanken kommen.“Nicht nur seine Firma brauche Arbeitskräfte.
Mittlerweile ist die Firma im Markt angekommen. „Früher mussten wir um Aufträge kämpfen. Heute werden wir angerufen“, berichtet er. Weil man die komplette Dienstleistung anbiete. Das Mischsystem war nicht das erste Forschungsprojekt – und Innovation zahlt sich aus.