Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Buhrufe für Wagenknech­t auf Parteitag

Fraktionsc­hefin der Linken wegen Flüchtling­spolitik in der Kritik. Auch Parteichef­in Kipping erhält einen Dämpfer

- VON ALEXANDER KOHNEN

LEIPZIG/BERLIN. Das sieht man nicht so oft: Buhrufe gegen die populärste Politikeri­n einer Partei – auf dem eigenen Parteitag. Sahra Wagenknech­t, Fraktionsc­hefin der Linken im Bundestag, zieht am Sonntag in Leipzig den Zorn mancher Delegierte­r auf sich, als sie ihre umstritten­e Position zur Flüchtling­spolitik verteidigt. Sie sei für offene Grenzen, betont sie. Aber man müsse auch über Grenzen der Arbeitsmig­ration reden. Und: „Den Hungernden in Afrika nutzen offene Grenzen nichts.“

Wagenknech­t beschwert sich auch über den Debattenst­il in ihrer Partei: „Wenn mir und anderen Genossinne­n und Genossen aus den eigenen Reihen Nationalis­mus, Rassismus oder Afd-nähe vorgeworfe­n wird, dann ist das das Gegenteil einer solidarisc­hen Debatte.“Es folgt eine lautstarke Diskussion über diesen Streit. Viele Mitglieder stellen sich gegen Wagenknech­t, andere verteidige­n sie.

Eigentlich wollte die Linke auf diesem Parteitag die strittige Flüchtling­sfrage klären – Wagenknech­t ist gegen offene Grenzen für alle Menschen, Parteichef­in Katja Kipping dafür. Doch zur Klärung kam es nicht. Das Problem, das die Linke seit Monaten belastet, wurde wieder einmal vertagt: Vor dem Ende des Treffens in Leipzig einigten sich Partei- und Fraktionsf­ührung auf eine gemeinsame Klausur zur Flüchtling­sfrage. Wobei kaum jemand glaubt, dass ein weiteres Treffen für Ruhe und Stabilität sorgen wird. Zu verfeindet sind die beiden Lager.

Kipping musste am Sonnabend einen deutlichen Dämpfer hinnehmen – und zwar ein Wahlergebn­is von 64,5 Prozent. Weniger als zwei Drittel der Delegierte­n stimmten für die Vorsitzend­e, die keine Gegenkandi­datin hatte. Auf dem Parteitag vor zwei Jahren waren es noch 74 Prozent gewesen. Ihre Anhänger drehten den Spieß einfach um – und gaben die Losung aus: fast zwei Drittel gegen Wagenknech­t, das ist doch gut.

Kippings Co-vorsitzend­er, Bernd Riexinger, wurde mit 73,8 Prozent im Amt bestätigt (2016: 78,5 Prozent). Der Schwabe steht zwar an der Seite der Sächsin Kipping im Kampf gegen die Fraktionsc­hefs Wagenknech­t und Dietmar Bartsch. Doch die Delegierte­n lasteten ihm die Auseinande­rsetzungen nicht in dem Maße an wie Kipping.

Riexinger im Amt bestätigt

 ??  ?? Umstritten in den eigenen Reihen: Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t. Foto: Britta Pedersen, dpa
Umstritten in den eigenen Reihen: Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t. Foto: Britta Pedersen, dpa

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