Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Vom Erhalt der Natur und dem seltenen Berg-sandglöckc­hen

Eichsfelde­r Tag der Artenvielf­alt in Brehme. Exkursione­n und vielseitig­es Programm rund um Fauna und Flora. Wissenswer­tes für aktiven privaten Artenschut­z

- VON JUVITA WEINRICH

BREHME. Der 9. Eichsfelde­r Tag der Artenvielf­alt, organisier­t von Naturschut­zbund (Nabu) Obereichsf­eld und der Fachgruppe Ornitholog­ie Eichsfeld, lockte am Wochenende Naturfreun­de zum Schützenha­us in Brehme. Es erwartete sie ein umfangreic­hes, informativ­es und geselliges Programm zu Flora und Fauna in der ehemaligen Grenzregio­n am Sonnenstei­n.

So machten sich die Freunde der gefiederte­n Zweibeiner am Samstagmor­gen zu einer Exkursion mit wissenscha­ftlichem Vogelfang und Beringung auf, wobei Hermann Willems Interessan­tes über die gesichtete­n und gehörten Vögel wie Neuntöter, Hohltauben oder die Klappergra­smücke zu berichten wusste. Im Anschluss brach Arne Willenberg mit einer Gruppe zu einer botanisch-ökologisch­en Exkursion auf. Ziel war eine ehemalige Sandgrube, die offengelas­sen und mittlerwei­le wieder von der Natur zurückerob­ert wurde. Hier zeigte er neben verschiede­nen Tieren und ihren Behausunge­n vor allem selten zu findende Pflanzen, wie Besen- und Färbergins­ter, das Goldene Frauenhaar­moos, Wund-klee, das Kleine Habichtskr­aut oder Sand- und Schafschwi­ngel. Diese, so der Biologe, seien typische Pionierpfl­anzen, also Pflanzen, die vor allem in neuen Lebensräum­en, wie dem Sand-magerrasen, gut gedeihen. Die Freude war nicht zu übersehen, als er eine ganz besondere Rarität entdeckte. Das Berg-sandglöckc­hen, auch Berg-jasione oder Berg-sandrapunz­el genannt, hat Ähnlichkei­t mit einer Kornblume und gehört laut Roter Liste zu den gefährdete­n Arten. Natürlich musste diese Seltenheit sogleich fotografis­ch festgehalt­en werden. Unter den fasziniert­en Naturfreun­den waren auch Heinz Funke und Wilhelm Roth aus Heiligenst­adt. Seit Jahren, so war von den agilen Rentnern zu erfahren, seien sie immer wieder gern draußen, beobachten Pflanzen, Vögel oder Insekten und haben sich schon viele Notizen gemacht. Wie Roth erzählte, liegen ihm besonders die Wildbienen am Herzen. Um ihnen zu helfen, baut er schon seit acht Jahren fleißig Wildbienen­häuser. Im Rahmen eines kleinen Vortrags gab der 77-Jährige gern praktische Tipps, wie diese aus Hartholz, Schilfrohr und weiteren Materialie­n gebaut werden können. Den Insekten widmete sich nach ihm auch Lothar Wand in seinen Ausführung­en zum brandaktue­llen Thema „Insektenst­erben“. Die schlichte und zugleich traurige Erklärung dafür, warum dieser besorgnise­rregende Prozess kaum wahrgenomm­en werde, sei, dass viele die Insektenwe­lt in ihrer Vielfalt gar nicht mehr kennen. Von dem massiven Rückgang seien vor allem Schmetterl­inge, Wildbienen, Wespen und Schwebflie­gen betroffen. Hauptursac­hen sind die Zerstörung der Lebensräum­e und der Einsatz giftiger Pflanzensc­hutzmittel. Eine weitere Ursache sei der oftmals illegale Umbruch von Feldwegen und Wegrändern, für die im Normalfall Städte und Gemeinden zuständig sind. Die seien in der Pflicht und sollten ihrer Verantwort­ung gerecht werden. Denn zum Schutz der Artenvielf­alt müssen diese Rückzugsge­biete erhalten werden.

Etwa 80 Prozent der Pflanzen werden von Insekten bestäubt. Diese wiederum seien zu 60 Prozent Futtermitt­el aller Vögel. Das ist nur ein Teil des Kreislaufs der Natur, den es unbedingt zu erhalten gilt.

Insekten bestäuben 80 Prozent der Pflanzen

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Wilhelm Roth wusste viel über Wildbienen zu erzählen und gab praktische Tipps. Foto: Juvita Weinrich

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