Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Auf der Jagd nach den EM-Normen
Beim 19. Zeulenroda Meeting trotzen die Leichtathleten dem Wetter
ZEULENRODATRIEBES. Als es um 14.30 Uhr noch wie aus Kannen goss, hätte am Sonnabend im Zeulenrodaer Waldstadion wohl niemand mehr mit der 19. Auflage des Zeulenroda Meetings gerechnet. Doch Petrus hatte mit den Leichtathleten und ihren Fans dann doch noch ein Einsehen. Pünktlich zur offiziellen Eröffnung zwei Stunden später schloss der Himmel endgültig seine Schleusen und schnell waren die Laufbahnen wieder trocken. Die Jagd nach Em-normen konnte beginnen.
Die, die als erste eine knackte, hieß Julia Harting. Gleich im ersten Versuch schleuderte die Athletin vom SCC Berlin ihren Diskus auf 60,42 m. Zufrieden war die Ehefrau von Olympiasieger Robert Harting dennoch nicht. „Das ist nicht mein Anspruch. Ich bin mit der Saison bisher unzufrieden. Ich hatte viele Verletzungen. Jetzt muss ich erst einmal richtig in Schwung kommen“, sagte sie.
Ein Wermutstropfen war freilich auch, dass ihr Shanice Craft (MTG Mannheim) im letzten Versuch mit 60,52 m noch den Tagessieg stibitzte. Ehemann Robert, dessen Oma aus der Gegend um Zeulenroda stammt, war diesmal auch nicht dabei, um Trost zu spenden.
Zaungast beim Diskuswettbewerb der Frauen war kein Geringer als Kugelstoß-bundestrainer Sven Lang. „Ich bin nicht auf der Suche nach neuen Talenten“, scherzte Lang, weil seine Paradedisziplin ja gar nicht im Wettkampfprogramm stand. Er betreute beim Diskus-männerwettbewerb Athleten, die mit dem Podium beim Sieg von Henning Prüfer (61,17 M/SC Potsdam) aber nichts zu tun hatten.
Mit der Entwicklung von Kugelstoß-europameisterin Christina Schwanitz, deren Heimtrainer Lang auch ist, zeigte er sich zufrieden. „Sie ist nach ihrer Babypause sehr gut zurückgekehrt und hat auch schon 19, 50 Meter gestoßen. Ich bin stolz auf sie, wie sie das Training und ihre
Zwillinge managt. Ich musste auch noch nicht Babysitten“, sagte der Bundestrainer und lachte. Schwanitz traut er im August bei der Heim-em in Berlin ohne Weiteres die Titelverteidigung zu.
Hering gewinnt über 100 und 200 Meter
Einer, der auch unbedingt zur EM in die Hauptstadt will, heißt Marcel Kornhardt und kommt vom ASV Erfurt. Mit seinem Sieg in 15,56 m beim Dreisprung war er nicht zufrieden, schließlich fehlte über ein Meter zur Em-norm. „Nee, leider bin ich nicht zufrieden. Das Problem lag wieder ein bisschen im Anlauf und dass ich nicht so gut wie im Training in die Sprünge komme. Deshalb fliegt der Sprung einfach nicht.“Aufgeben will der Thüringer nach der „besseren Trainingseinheit“aber lange nicht. „Jetzt heißt es: arbeiten, arbeiten, arbeiten.“
Eine Premiere gab es im Waldstadion für Robert Hering. Der in Jena lebende, aber für TV Wattenscheid 01 startende Sprinter sicherte sich erstmals in Zeulenroda die Siege über 100 (10,40 s) und 200 Meter (20,99 s). „Das ist heute ganz gut bei den Bedingungen hier. In den letzten Wettkämpfen hatte ich ein paar Probleme mit dem Start. Das konnte ich ein bisschen besser machen, auch wenn es noch ausbaufähig ist.“Ins Waldstadion komme er immer wieder gerne. „Das ist nicht weit weg von zu Hause. Das ist ein schönes kleines Meeting. Hier kennt man eigentlich jeden zweiten, oder der kennt dich.“
Über die 200 Meter wollte Hering eigentlich gar nicht noch einmal starten, gab sich aber dennoch einen Ruck. Verletzungsbedingt hatte der deutsche Rekordhalter, Julian Reus (LAC Erfurt), seinen Start kurzfristig abgesagt.
Eigentlich sollte bei den Frauen Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) die Sprintstrecken dominieren.
Aber die Wm-teilnehmerin hatte Hans-peter Bischoff, der mit seiner Firma Sportslive Bischoff in Zusammenarbeit mit dem TSV Zeulenroda das Meeting Jahr für Jahr organisiert, noch am Morgen abgesagt. „Die SMS war das erste, was ich morgens gelesen habe. Als ich dann noch auf die Wettervorhersage geschaut habe, war ich bedient. Zum Glück ist aber alles gut gegangen“, zog er dennoch ein positives Fazit.
Für ihn waren die Höhepunkte die beiden Meeting-rekorde. Den im Hochsprung von Tobias Potye (LG Stadtwerke München) hatte er vorhergesagt. „Das hatte ich im Vorjahr aber auch schon. Gut, dass es diesmal geklappt hat.“Der Rekord von Ricarda Lobe (MTG Mannheim) über die 100 Meter Hürden (12,98 s) kam derweil überraschend. „Er zeigt aber, wie schnell es in Zeulenroda zugehen kann.“Nur ein paar mehr als die geschätzten 600 Zuschauer hätte sich Bischoff gewünscht.