Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Spielstil steht auch auf dem Prüfstand
Löw muss deutsches Team reformieren
MÜNCHEN. Joachim Löw lässt sich Zeit. Der Bundestrainer will nach dem Wm-fiasko „zunächst einmal zur Ruhe kommen“, wie Teammanager Oliver Bierhoff sagte, „alles einordnen, neu sortieren“. Wenn er und Löw am 24. August mit ihrer großen Analyse beim DFB antreten, sollte der taktischen Neuausrichtung eine zentrale Rolle zukommen. Der Ballbesitz-fußball – das hat die WM gezeigt – ist am Ende.
Teams, die diesen Stil für „das allein Glückseligmachende“hielten, seien abgestraft worden, sagte Leipzigs Trainer Ralf Rangnick: „Ohne Tempo, ohne Hochschalten in den sechsten, siebten Gang gewinnst du heute nicht einmal gegen Panama oder Südkorea.“Wie die DFB-ELF – eine der Mannschaften, die sich laut Rangnick am Ballbesitz „so lange ergötzt“haben, bis sie plötzlich ausgeschieden waren.
Diese Erkenntnis ist sogar in Spanien, dem Mutterland dieser Spielidee, angekommen. Dort hat Verbandspräsident Luis Rubiales Neu-trainer Luis Enrique den Auftrag gegeben, der „Roten Furie“das Tiki-taka auszutreiben und den Ballbesitz wie einst beim FC Barcelona durch Vertikalität zukunftsfähig zu machen.
In Deutschland wird derweil Ursachenforschung betrieben. Bierhoff ließ Dfb-mitarbeiter befragen – und deren Kritikpunkte waren laut Frankfurter Rundschau: Ich-bezogenheit der Stars, fehlender Teamgeist, versagende flache Hierarchien, Frust im Funktionsteam. Dieses soll verkleinert und schlagkräftiger gemacht werden; und dabei helfen, auch den Spielstil zu ändern.
Eine Revolution ist dabei allerdings nicht zu erwarten. Die deutsche Mannschaft sei bei der WM auch deshalb gescheitert, weil sie ihren eigenen Stil verraten habe, glaubt Bierhoff. „Unser Spiel lebt von Schnelligkeit, Dynamik, davon, Wege in die Tiefe zu gehen. Wir haben aber den Ball in den Fuß gefordert“, sagte er rückblickend. (sid)