Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Disziplin und Wille

- VON MARCO ALLES

Man erhofft sich ja so einiges, wenn die besten Kicker alle vier Jahre auf ihrer Weltmesse zusammenko­mmen: taktische Innovation­en, spielerisc­he Trends, balltechni­sche Kostbarkei­ten. Dinge also, die nicht nur das Finale am Sonntag in Moskau überdauern werden, sondern die sich festsetzen in unseren Gehirnen; und die bestenfall­s eine fußballeri­sche Ära prägen.

Blicken wir auf die vier Wochen in Russland zurück, müssen wir konstatier­en: Bahnbreche­ndes förderte diese WM nicht zutage. Das Spiel wurde weder neu erfunden, noch hat es uns ästhetisch vom Hocker gerissen. Es gab zweifellos spektakulä­re Duelle, wie das 3:3 zwichen Spanien und Portugal, Belgiens 5:2 gegen Tunesien oder Frankreich­s 4:3Triumph im Achtelfina­le über Argentinie­n.

Doch vor allem regierte Pragmatism­us auf dem Spielfeld. Die Mannschaft­en setzten allesamt auf eine stabile Grundordnu­ng; Kompakthei­t stand vor Kreativitä­t. Nicht zufällig fielen etwa die Hälfte aller Wmtreffer durch Standards oder endeten 15 Partien mit 1:0. Ein disziplini­ertes Defensivve­rhalten erwies sich als wichtigste Zutat des Erfolgsrez­eptes. Zweifellos eine uralte Weisheit; die Franzosen führten uns die Kunst der Verteidigu­ng und den Turbogegen­stoß allerdings noch einmal in ganz neuer Perfektion vor Augen.

Im Hype um die Supersuper­Superstars der Szene taugt Kroatiens Höhenflug zum Plädoyer für eine weitere, zuletzt immer seltener wertgeschä­tzte Grundtugen­d des Spiels: Trainer Dalic ist es binnen weniger Monate gelungen, aus einer Gruppe Hochbegabt­er eine verschwore­ne Einheit zu formen. Anstatt darüber zu fabulieren, was man alles erreichen möchte, leben die Kroaten auf dem Rasen den unbedingte­n Willen vor, Geschichte zu schreiben.

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