Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Millionärs­familie mit Schockfoto­s erpresst

Täter konnten sich Zugang zum Kinderzimm­er verschaffe­n. Sie fordern 300 000 Euro

- VON ANDRÉ ZANDVAKILI

HAMBURG. Es ist eine der perfideste­n Erpressung­en in Hamburgs Kriminalge­schichte: Mit Fotos, die ihre schlafende­n Söhne zeigen, während auf sie eine Pistole gerichtet ist, haben unbekannte Täter versucht, von einer Frau(39) aus einer Hamburger Millionärs­familie mehrere Hunderttau­send Euro zu erpressen. Die Polizei bildete die Soko „Rose“. Monatelang wurde ermittelt, es gibt zwei Verdächtig­e. Aber die Beweise reichen für eine Verhaftung nicht aus. Es war der Haushälter, der das Erpressers­chreiben entdeckte. Es lag mit einem Blumenstra­uß unter der Bettdecke eines Jungen im Kinderzimm­er. In dem Schreiben forderte der Täter 300 000 Euro. Angeblich brauchte er das Geld für die Operation seiner herzkranke­n Tochter. Der Haushälter informiert­e die Mutter, diese alarmierte sofort den von ihr getrennt lebenden Vater, der dann die Polizei rief. Die Kinder wurden umgehend aus der Stadtwohnu­ng in Sicherheit gebracht. Polizeiexp­erten prüften die Fotos und sind sich sicher, dass die Bilder nicht per Computer manipulier­t wurden. Tatsächlic­h hatte jemand im Kinderzimm­er vor den Betten der schlafende­n sieben und neun Jahre alten Jungen gestanden, mit einer Waffe auf sie gezielt und die Aufnahmen gemacht.

Sicher ist auch: Der Täter brach nicht in die Wohnung ein. Offenbar hatte er Zugang gehabt. Die Ermittlung­en konzentrie­rten sich deshalb auf das Umfeld der Familie. Der Erpressung­sversuch ereignete sich bereits Mitte Januar. Ins Visier der Soko „Rose“gerieten der Lebensgefä­hrte (43) der Frau und einer seiner Bekannten (31). Der Albaner galt als Freund der Familie. Im März schlug die Polizei zu. Sie durchsucht­e Wohnungen in Hamburg und Berlin. Dort wurden Unterlagen und Computer sichergest­ellt. Doch die Hoffnung, Hinweise auf die Bilder zu finden, erfüllte sich nicht. Die Beweislage bleibt dünn. Der Erpresser meldete sich nicht erneut.

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