Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Maisernte im Eichsfeld startet vier Wochen früher als normal
Trockenheit zwingt Agrarbetriebe im Eichsfeld zum Handeln und lässt sie Ertragseinbußen und Futtermangel befürchten
Wegen der langanhaltenden Trockenheit fahren die Landwirte im Eichsfeld in diesem Jahr deutlich früher auf die Fel der, um ihren angebauten Mais zu häckseln. Die Kolben haben aber noch nicht die optimale Reife erreicht, so dass ih nen die gewohnten Nährstoffe fehlen. Auch bei der Ernte von Weizen, Gerste und Raps gibt es vielerorts Einbußen. Futtermangel kann eine Folge sein.
EICHSFELD. Normalerweise ernten die Bauern ihren Mais Mitte oder Ende September. Aufgrund der langen Trockenheit wird in diesem Jahr aber schon vier Wochen früher gehäckselt. Das ist notwendig, denn der Mais sei mittlerweile in „Notreife“geraten, erklärt Markus Reiter, Betriebsleiter der Agrargesellschaft Westhausen mbh.
„Einen so frühen Erntestart kenne ich nicht und auch mein 69-jähriger Vater, der früher im Betrieb gearbeitet hat, kann sich an etwas Vergleichbares nicht erinnern“, pflichtet Martin Nüßmeyer bei. Er ist Pflanzenbauleiter bei der Agrar Gmbh Reinholterode.
Zusammen mit dem Betrieb von Markus Reiter bewirtschaften die beiden gut 500 Hektar Land. Auf 220 Hektar davon steht der Mais – nur eben nicht mehr lange.
In absoluten Zahlen haben die beiden Landwirte im vergangenen Jahr 520 Dezitonnen Mais pro Hektar ernten können. In diesem Jahr schätzen sie ihren Ertrag auf lediglich 300 Dezitonnen pro Hektar.
Der geht dann zum Teil in die Biogasanlage in Westhausen und wird auch als Futter für die 600 Rinder von Markus Reiter verwendet. Weiteres Futter kommt von den 180 Hektar Grünland. Dort liefen der erste und zweite Schnitt in diesem Jahr durchschnittlich, so Markus Reiter. Der dritte fiel aber so gut wie aus.
Trotzdem sei die Futtergrundlage für die Rinder gesichert, denn der Betrieb hat noch Reserven aus dem vergangenen Jahr. Viel mehr Sorgen hatte Markus Reiter mit seinen Rindern. „Im Stall wurde es immer wärmer, und weil Milchkühe eine Temperatur von um die 15 Grad bevorzugen, haben wir ein neues Lüftungssystem in die Ställe eingebaut“, so Markus Reiter. „Da wollen wir auch in Zukunft weiter investieren, denn das wird nicht der letzte heiße Sommer bleiben.
Auch die Agrar Gmbh „Am Dün“mit Sitz in Deuna holt den Mais auf den 120 Hektar seit Montag von den Feldern. Die Kolben haben zwar nicht das optimale Reifestadium erreicht – die Nährstoffe sind geringer – aber wenn noch länger gewartet wird „ernten wir nur noch Tabak“, sagt Chef Mario Reinhold. Er rechnet mit 30 bis 40 Prozent Einbußen. Auch die Ernte des Getreides sei so früh wie noch nie beendet worden – und die Bilanz fiel erwartungsgemäß schlecht aus. „Aber es ist nicht so schlimm, wie ich es mir vorher ausgemalt habe“, sagt Mario Reinhold. „Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.“Ein Thema für ihn wird die Futterknappheit sein, denn sein 250 Hektar umfassendes Grünland gab kaum etwas her. Im ersten Schnitt verlor er 30 Prozent, im zweiten die Hälfte und einen dritten gab es für ihn überhaupt nicht.
Sein Betrieb hat neben dem Ackerland 340 Milchkühe und ebenso viele Jungtiere sowie 1250 Sauen im Standort Rüdigershagen. Normalerweise deckt er mit seinen Ernteerträgen die Futtermittel ab. Mit den diesjährigen Einbußen wird das aber nichts.
Mittlerweile hat Mario Reinhold, wie viele andere Agrarbetriebe auch, einen Fragebogen vom Landwirtschaftsamt zugeschickt bekommen. Dort trägt er die Ertragseinbußen ein und soll auch einschätzen, ob sein Betrieb in der Existenz bedroht ist. „So weit ist es aber nicht“, sagt er und erklärt: „Da wird Grundlagenforschung betrieben. Man will auf Landesebene herausfinden, wie hoch die Einbußen wegen der Trockenheit sind. Ob es dann aber eine Förderung gibt, ist eine andere Sache.“Und außerdem sei das dann mit aufwendigen Anträgen verbunden.