Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Rechte und Pflichten

In jungen Jahren der Gesellscha­ft dienen

- VON GERLINDE SOMMER g.sommer@tlz.de

In jungen Jahren war ich froh, nicht zur Bundeswehr zu müssen. Ich hätte verweigert und Zivildiens­t gemacht. Aber von Mädchen wurde dergleiche­n damals nicht verlangt, weswegen ich die Zeit zwischen Abitur und Studium als Zimmermädc­hen in einem Fünfsterne­haus verbrachte – dabei blieb nichts Menschlich­es fremd...

Als der Herr von und zu Guttenberg quasi über Nacht den Wehrdienst für ausgesetzt erklärte – abgeschaff­t wurde er nicht –, war das ein Rückschrit­t. Konsequent wäre gewesen, schon zu diesem Zeitpunkt einen Dienst an der Gesellscha­ft einzuführe­n, den in jungen Jahren jede und jeder zu leisten hat. Zwölf Monate würden ausreichen, so dass für Abiturient­en nach dem Gesellscha­ftsjahr der Einstieg ins Herbstseme­ster möglich ist – und Lehrlinge im Herbst ihren Job antreten können.

Der Gesellscha­ft zu dienen, hätte vor allem den großen Vorteil, dass junge Menschen rauskommen aus dem Kleinklein des gewohnten Umfeldes – und zwar ganz unabhängig davon, ob sie mit goldenen Löffeln aufgewachs­en sind oder als Kind vor allem die Schattense­iten kennen gelernt haben. Und auch für alle dazwischen – für all die Mittelschi­chtskinder – ist so ein Dienst ein guter Beitrag zum Erwachsene­nwerden. Viele machen dergleiche­n freiwillig – als Bufdi oder bei Work&travel. Vielleicht lässt sich der Gesellscha­ftsdienst ohne Druck ausweiten, durch Anreize und Anrechnung beim Studium oder bei der Rente...

Womöglich braucht es dafür einen Zwang. Gut, dass es jetzt wenigstens eine Debatte über dieses Thema gibt.

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