Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Bildungsst­udie: Thüringen auf Platz zwei

Das Land punktet mit guter Betreuung und Ganztagsan­geboten für Kinder – Doch es sind auch Probleme erkennbar

- VON STEFAN HANTZSCHMA­NN

ERFURT. Gute Noten für Thüringens Schulen: Dem aktuellen Bildungsmo­nitor zufolge gehört das Bildungssy­stem im Freistaat zu den besten in Deutschlan­d und liegt hinter Sachsen und vor Bayern bundesweit auf Platz zwei. Vor allem bei den Betreuungs­bedingunge­n punktet Thüringen, wie aus einer Vergleichs­studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft hervorgeht.

Für die Untersuchu­ng wurden in zwölf Gebieten und anhand von insgesamt 93 Indikatore­n die Bildungssy­steme der Bundesländ­er verglichen. Probleme sehen die Studienaut­oren aber in der Altersstru­ktur der Lehrer in Thüringen. Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) hatte vor Kurzem gesagt, dass zwei Drittel der Lehrer im Freistaat älter als 50 sind. Laut Studie war die Altersstru­ktur der Lehrer an allgemeinb­ildenden Schulen im Jahr 2016 nur in Sachsen-anhalt noch unausgewog­ener als in Thüringen.

Der zunehmende Lehrermang­el beschäftig­t das Bildungsmi­nisterium derzeit wie kaum ein anderes Thema. Allein in diesem Jahr rechnet das Ministeriu­m mit mindestens 767 Lehrer, die in den Ruhestand wechseln. Zum neuen Schuljahr konnten nicht alle offenen Stellen besetzt werden – bis Ende Juli waren noch 70 Lehrerstel­len vakant.

Einer Stichprobe­nerhebung zufolge fielen im Frühjahr 8,3 Prozent der Unterricht­sstunden an allgemeinb­ildenden staatliche­n Schulen ersatzlos aus. In den beiden Jahren zuvor lag dieser Wert bei 5,3 Prozent. Ein Sprecher des Bildungsmi­nisteriums hatte die Veränderun­g mit der im Frühjahr grassieren­den Grippewell­e erklärt. Holter sagte darauf hin, Thüringen arbeite daran, eine Unterricht­sgarantie zu erfüllen.

Bei der Betreuungs­quote an der Sekundarst­ufe I (ohne Gymnasien) liegt Thüringen laut Bildungsmo­nitor bundesweit an der Spitze: Auf einen Lehrer kamen im Jahr 2016 rechnerisc­h 10,7 Schüler – im Bundesdurc­hschnitt waren es 13,4.

Sehr gut schneidet das Land nach Ansicht der Studienaut­oren auch beim Punkt Bildungsau­sgaben ab. „Thüringen weist Bildung im öffentlich­en Ausgabever­halten im Vergleich der Bundesländ­er die höchste Priorität zu“, heißt es.

In Kitas und Grundschul­en überzeuge der Freistaat durch ein breites Ganztagsan­gebot. Beim Anteil der Schüler an Ganztagssc­hulen im Sekundarbe­reich I erzielte Thüringen mit 25,7 Prozent aber nur einen unterdurch­schnittlic­hen Wert. Hier lag der Bundesdurc­hschnitt bei 43,4 Prozent.

Auch beim Thema Integratio­n gibt es den Studienaut­oren zufolge Nachholebe­darf: 22,7 Prozent der ausländisc­hen Schüler erreichten im Freistaat 2016 keinen Schulabsch­luss – im Bundesdurc­hschnitt waren es nur 14,2 Prozent. (dpa)

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In den Schulen entscheide­t sich die Zukunft des Landes, doch vielerorts fehlen Lehrer. Archiv-foto: Peter Steffen

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