Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
„Baunatour“wirbt für nachwachsende Rohstoffe
Wanderausstellung auf dem Weimarer Goetheplatz gibt Einblicke in nachhaltiges Bauen und modernes Wohnen
WEIMAR. Ein Haus aus Strohballen, das ist in Deutschland eigentlich nicht vorgesehen. Deshalb bedurfte es für dieses Haus, das derzeit in Weimar-ehringsdorf entsteht, im Vorfeld einiger Ausnahmegenehmigungen, bestätigte Thüringens Bauministerin Birgit Keller (Linke) gestern.
Natürlich gebe es in Deutschland für Bauten spezielle Vorschriften, die auch in Thüringen gelten, sagte Keller. Und obwohl Stroh als Baumaterial keineswegs neu ist, sei es in diesen Regelungen nicht vorgesehen, insbesondere nicht als das tragende Material für die Wände und das Dach eines Hauses.
Doch die Bauherren in Ehringsdorf zeigten sich überzeugt davon, dass ihr fest gepresstes Stroh diese Funktion durchaus übernehmen kann. Letztlich gaben das Thüringer Bauministerium und das Landesverwaltungsamt grünes Licht für das Projekt, welches auf neuen Vorschriften basiert.
Der Strohballenbau in Ehringsdorf war gestern eine zusätzliche Station der Besucher der Eröffnung einer Wanderausstellung auf dem Goetheplatz in Weimar. In den kommenden zwei Wochen mache man hier Halt mit der Schau „Baunatour“, erklärte deren Organisator Michael Lohr.
Bis zum 26. August hätten die Thüringer die Möglichkeit, sich umfassend über das Bauen und Sanieren mit nachwachsenden Rohstoffen zu beschäftigen, kündigte Lohr an. Die Tour ist nach seinen Angaben bereits seit dem Jahr 2009 kreuz und quer durch Deutschland unterwegs.
„In mehr als 80 Städten bundesweit haben wir uns bereits bemüht, für das Thema zu sensibilisieren und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, erläuterte Lohr. Obwohl Thüringen ein waldreiches Land sei, sei die Nutzung von Holz als Rohstoff gegenwärtig noch nicht sehr stark verbreitet, räumte Birgit Keller ein. Lediglich bei 13 Prozent liege der Holzanteil beim Baumaterial. In Bayern oder Baden-württemberg sei dieser Anteil mit jeweils gut 27 Prozent wesentlich größer, so die Ministerin.
Sie habe erst vor Kurzem wieder anschaulich erfahren, wie stabil Holzbauten sind. In Paulinzella zog die Forstverwaltung ins ehemalige Kloster ein, welches vor 500 Jahren als Holzbau errichtet wurde. „Heimische Hölzer wie Weißtanne und Douglasie kamen hier zum Einsatz“, so Keller.
Um die Nutzung von Holz als nachwachsendem Rohstoff bei Bauten zu fördern, vergibt Thüringen alle zwei Jahre bei der Verleihung des Architektenpreises einen Holzbaupreis. „Das soll gelungene Bauten aus Holz bekannter machen“, erläuterte die Ministerin die Motivation.
In Weimar setze man insbesondere beim Bau von Kindertagesstätten und Schulen auf naturbelassene Materialien, versicherte die Beigeordnete für Stadtentwicklung, Claudia Kolb. Als Beispiele für den Einsatz von Holz als Baumaterial nannte sie die Kindereinrichtung „Holzwürmchen“.
Die Wanderausstellung verstehe sich als unabhängige und neutrale Beratungsstelle für die Verbraucher, schilderte Michael Lohr das Anliegen. Getragen wird die „Baunatour“durch das Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Besucher haben Michael Lohr zufolge in der mobilen Ausstellungsbox – die selbst zu 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht – die Möglichkeit, alles selbst anzufassen und zu erkunden. Außerdem stehen die Experten für alle Fragen der Gäste rund um nachwachsende Rohstoffe zu Verfügung.
• Die Ausstellung auf dem Weimarer Goetheplatz ist täglich von bis Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.