Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Die Steindruck­erei von Grass und Mueller-stahl

Das Kunsthaus Müller in Wurzbach feiert 30jähriges Galeriebes­tehen. Am Samstag wird zum Sommerfest geladen

- VON ULRIKE MERKEL

WURZBACH. Am 18.8.88 feierten Bärbel und Christian Müller mit einem Sommerfest die Eröffnung ihrer Galerie für zeitgenöss­ische Kunst. Seither ist viel passiert: Die DDR ging unter. Die Müllers führten vorübergeh­end eine eigene Pension. Sie übersiedel­ten von Leipzig nach Wurzbach und eröffneten hier ihr Kunsthaus. Seit drei Jahren betreiben sie dort zudem Deutschlan­ds einziges privates Steindruck-museum.

Mit dem diesjährig­en Sommerfest am kommenden Samstag begeht das Ehepaar nun 30-jähriges Galerie-bestehen. Doch der Galerie-betrieb ist bei Weitem nicht das einzige künstleris­che Feld, dem sich die beiden in ihrem Kunsthaus widmen. Eine Steindruck­werkstatt nebst besagtem Museum betreiben sie dort ebenso wie eine keramische sowie eine Rahmen-werkstatt und den Bärbel-müller-verlag.

Ihre Entscheidu­ng, in Wurzbach einen Neuanfang zu wagen, haben die Müllers nie bereut. Sie schätzen die Ruhe der Provinz, die reizvolle Landschaft und die zentrale Lage in Deutschlan­d. Als Steindruck­meister arbeitet Christian Müller für Künstler aus der ganzen Bundesrepu­blik. Selbst Literatur-nobelpreis­träger Günter Grass hat hier schon Tage geweilt, um seine grafischen Arbeiten drucken zu lassen. „Damals hat er sogar ein Bild von unserem Hund gezeichnet“, sagt der Drucker.

Müllers Handwerk ist heute ein sterbendes Gewerbe. Vor einigen Jahren wurde die Berufsausb­ildung zum Steindruck­er abgeschaff­t – sehr zum Leidwesen der Müllers. Denn allen Unkenrufen zum Trotz könnten sich ihre ehemaligen „sieben Lehrlinge über Wasser halten“.

Um das alte Wissen dennoch an die junge Generation weiterzure­ichen, gibt der 75-jährige Steindruck­er Kurse unter anderem für Studenten und Schüler. Darüber hinaus lädt er jeden Sonnabend um 10 Uhr zur Werkstattf­ührung inklusive Schaudruck­en ein.

„Steindruck lebt“– das soll auch das 2015 eröffnete Museum zeigen, wie Bärbel Müller erklärt. Während im unteren Ausstellun­gsraum wechselnde Sonderscha­uen die Vielfältig­keit dieser grafischen Technik darstellen, wird im oberen Raum in einer kleinen Dauerpräse­ntation Geschichte und Verfahren des Steindruck­s erläutert.

Obwohl die Müllers inzwischen über 70 Jahre alt sind, denken sie nicht an den Ruhestand. Bärbel Müller betrachtet ihre Arbeit „als großes Geschenk“. Dabei hatte sie ursprüngli­ch Lehramt studiert, dann aber wegen der Stimme auf EDV umgesattel­t. Nach einer schweren Herzmuskel­entzündung musste sie den Beruf aufgeben. 1980 beginnt sie zu töpfern, bringt sich das Drehen auf der Scheibe selbst bei und meldet ein Gewerbe an. Mit seiner Steindruck­werkstatt macht sich Christian Müller bald einen Namen. Heisig, Tübke, Mattheuer: Unter anderem die Leipziger Schule lässt bei ihm drucken. Nach der Wende kommen weitere klangvolle Namen hinzu, neben Grass, Armin Mueller-stahl und Eugen Gomringer.

• Geöffnet ist das Kunsthaus Müller mittwochs bis sonntags von

 bis . Uhr und  bis  Uhr.

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Christian Müller im Museum für Steindruck, das  im Kunsthaus eröffnet wurde. Foto: Ulrike Merkel

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