Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Begeisteru­ng mit Verfallsda­tum

- VON AXEL LUKACSEK

Es ist noch einmal eine große Bühne für die Leichtathl­eten, wenn am Sonntag das Istaf in Berlin die olympische Kernsporta­rt ins Rampenlich­t rückt. Die ARD wird sogar 90 Minuten live übertragen. Ein Segen, wenn man bedenkt, dass die Diamond League als Premiumpro­dukt des Weltverban­des in Spartensen­dern und Livestream­s versteckt wird.

Dass die Läufer, Springer und Werfer durchaus die breite Masse begeistern können, haben ja die Europameis­terschafte­n vor wenigen Tagen in Berlin gezeigt. Das Speerwerfe­n der Männer mit dem Sieg des Jenaer Olympiasie­gers Thomas Röhler verfolgten zum Beispiel 5,81 Millionen Zuschauer im ZDF.

Aber die Leichtathl­eten stehen vor einer schwierige­n Zukunft, weil auch hier für die Verbandsbo­sse finanziell­e Anreize schwerer wiegen als trainingsm­ethodische Vernunft. Weil in Katar die Sonne vom Himmel brennt, beginnt die WM 2019 erst Ende September. Da selbst dann enorme Hitze herrscht, wurde der Marathonla­uf für Mitternach­t angesetzt. Der Weltverban­d preist das freilich als Spektakel. Einige Athleten überlegen sogar, deshalb auf die WM zu verzichten.

Ein Jahr später wäre eine Verschiebu­ng dagegen tatsächlic­h sinnvoll gewesen. So hätte nämlich auch die Europameis­terschaft einen anderen Stellenwer­t bekommen. Bei Olympia in Tokio wird im August das 50km-gehen schon um 6 Uhr Ortszeit gestartet, um der Hitze zu entgehen. 17 Tage nach den Spielen beginnt die EM in Paris, die aber kurz nach dem Höhepunkt eher zur Farce verkommt.

Unter diesen Umständen habe es die Leichtathl­eten schwer, nachhaltig von der rauschende­n Em-party zu profitiere­n. Athleten wie Thomas Röhler bleibt nichts anderes übrig, als immer wieder mit Erfolgen zu glänzen, um nicht gänzlich in der Versenkung zu verschwind­en.

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