Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Bunte Demonstration gegen „Eichsfeldtag“der NPD
150 Teilnehmer aus nah und fern gehen am Samstag auf die Straße und demonstrieren gegen den Eichsfeldtag der NPD. Nur ein Zwischenfall ist zu verzeichnen
Etwa 150 Demonstranten sind am Samstagnachmittag durch die Leinefelder Innenstadt und weiter in die Südstadt und zum Ohnesportplatz gezogen. Unter ihnen war auch der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD, Mitten te). Er trug ein Transparent mit durch die Straßen. Auf dem Sportplatz hatten sich etwa 170 Npd-anhänger zum ach- sogenannten „Eichsfeldtag“eingefunden. Foto: Eckhard Jüngel
LEINEFELDE. Der 1. September gilt als Weltfriedenstag. Gleichzeitig ist es der Tag, an dem vor 79 Jahren der Zweite Weltkrieg begonnen hat. Daran erinnerte Pfarrer Peter Michael Schmudde beim Friedensgebet in der Kirche „Maria Magdalena“in Leinefelde. Die Andacht gehörte ebenso wie die Demonstration zum Protest gegen den achten sogenannten „Eichsfeldtag“der NPD auf dem Ohnesportplatz in der Leinefelder Südstadt. Zum Gegenprotest hatte das Eichsfelder Bündnis gegen Rechts, die Linksjugend Solid Eichsfeld und Association Progress aufgerufen, hieß es von der Landespolizeiinspektion Nordhausen.
Bei der Andacht, die von Propst Hartmut Gremler, Pfarrer Gregor Arnd und Pfarrer Peter Michael Schmudde gehalten wurde, beteten etwa 50 Gäste für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. In einer sehr emotionalen und persönlichen Ansprache ging Pfarrer Schmudde auf die Ereignisse vor 79 Jahren ein. Anschaulich beschrieb er die Situation, die seine Oma erlebt hatte. Detailliert ging er auf die Erlebnisse ein, als Panzer vorgefahren sind und die Soldaten auf der Straße standen. Denn seine Oma sei einige der wenigen noch lebenden Zeitzeugen einer dunklen Zeit, so Schmudde. Anschließend griff er die Bergpredigt auf. Dass es eben nicht heißt „Auge für Auge, Zahn für Zahn“, sondern, „wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm die linke hin.“Pfarrer Schmudde machte deutlich, dass die Bergpredigt auch eine „radikale Botschaft“sei. Er werde, meinte er, in den nächsten Wochen unter dem Mittagsläuten der Glocken die Bergpredigt laut vorlesen, um sich selbst für diese Botschaft zu radikalisieren. Denn er wolle auch ein Zeichen setzen.
Ein Zeichen setzen wollten auch die etwa 50 Besucher in der Altstadtkirche. Sie schlossen sich teilweise der Demonstration durch die Leinefelder Straßen an. Vom Bahnhof durch die Innenstadt weiter über die Mühlhäuser Chaussee durch die Jahnstraße und an der Grünen Achse entlang, zogen die etwa 150 Demonstranten, die aus dem Eichsfeld, ganz Thüringen und Niedersachsen angereist waren, zum Ohnesportplatz. Dort begingen etwa 170 Npdanhänger den „Eichsfeldtag“unter dem Motto „Das Eichsfeld im Herzen, Deutschland im Sinn“. Vor dem Gelände gab es einige Redebeiträge, unter anderem
sprach die Eichsfelder Politikerin Petra Welitschkin (Linke). Sie ging ebenfalls auf den 1. September ein. Denn dieser sei nicht nur Weltfriedenstag, sondern auch der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Dieses Datum zu wählen, sei eine „zusätzliche Provokation der Neonazis“und „fordere Protest heraus.“Ähnlich äußerte sich Eli Sondermann vom Eichsfelder Bündnis
gegen Rechts. Sie würden sich gegen den Hass und die schweigende Mehrheit stellen. Außerdem meinte Eli Sondermann, würden sich die Neonazis auf solchen Veranstaltungen national und international organisieren, sich ein Netzwerk aufbauen. Deshalb wünsche sie sich von der Verwaltung, dass sie sich auch gegen solche Veranstaltungen stellt.
Die rund 150 Demonstranten waren bunt gemischt – von Jung bis Alt waren alle Altersgruppen vertreten. Unter ihnen war auch der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD). Alleine mit seinem olivgrünen Shirt positionierte sich der Minister. Denn große Letter zierten es: „Ich für Mattstedt. Kein Ort für Nazis!“Er sei froh, dass die Veranstaltung in Mattstedt verhindert werden konnte. Nichtsdestotrotz will Georg Maier weiterhin verhindern, dass solche Rockfestivals stattfinden. Er wurde deutlich: „Ich will diese Veranstaltungen aus Thüringen vertreiben.“Er weiß, dass die Szene in Thüringen und in Deutschland weiter wächst, aber er wolle das Problem bewusst angehen. „Das ist auch der Unterschied zu Sachsen. Wir nehmen uns des Themas bewusst an und gehen dagegen vor“, so Maier. Außerdem bekräftigte er, dass er nicht nur Demonstranten unterstützen will, sondern auch die Polizei, die jedes Wochenende zu Einsätzen gerufen werde.
Eine Sprecherin der Nordhäuser Polizei resümierte: „Beide Versammlungen nahmen einen friedlichen Verlauf. Die Polizei, die mit ausreichend Kräften vor Ort war, zählte eine Strafanzeige. Ein Versammlungsteilnehmer der Npdkundgebung trug ein Shirt mit einem verfassungsfeindlichen Aufdruck.“