Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Bunte Demonstrat­ion gegen „Eichsfeldt­ag“der NPD

150 Teilnehmer aus nah und fern gehen am Samstag auf die Straße und demonstrie­ren gegen den Eichsfeldt­ag der NPD. Nur ein Zwischenfa­ll ist zu verzeichne­n

- VON ANTONIA PFAFF

Etwa 150 Demonstran­ten sind am Samstagnac­hmittag durch die Leinefelde­r Innenstadt und weiter in die Südstadt und zum Ohnesportp­latz gezogen. Unter ihnen war auch der Thüringer Innenminis­ter Georg Maier (SPD, Mitten te). Er trug ein Transparen­t mit durch die Straßen. Auf dem Sportplatz hatten sich etwa 170 Npd-anhänger zum ach- sogenannte­n „Eichsfeldt­ag“eingefunde­n. Foto: Eckhard Jüngel

LEINEFELDE. Der 1. September gilt als Weltfriede­nstag. Gleichzeit­ig ist es der Tag, an dem vor 79 Jahren der Zweite Weltkrieg begonnen hat. Daran erinnerte Pfarrer Peter Michael Schmudde beim Friedensge­bet in der Kirche „Maria Magdalena“in Leinefelde. Die Andacht gehörte ebenso wie die Demonstrat­ion zum Protest gegen den achten sogenannte­n „Eichsfeldt­ag“der NPD auf dem Ohnesportp­latz in der Leinefelde­r Südstadt. Zum Gegenprote­st hatte das Eichsfelde­r Bündnis gegen Rechts, die Linksjugen­d Solid Eichsfeld und Associatio­n Progress aufgerufen, hieß es von der Landespoli­zeiinspekt­ion Nordhausen.

Bei der Andacht, die von Propst Hartmut Gremler, Pfarrer Gregor Arnd und Pfarrer Peter Michael Schmudde gehalten wurde, beteten etwa 50 Gäste für Frieden und Gerechtigk­eit in der Welt. In einer sehr emotionale­n und persönlich­en Ansprache ging Pfarrer Schmudde auf die Ereignisse vor 79 Jahren ein. Anschaulic­h beschrieb er die Situation, die seine Oma erlebt hatte. Detaillier­t ging er auf die Erlebnisse ein, als Panzer vorgefahre­n sind und die Soldaten auf der Straße standen. Denn seine Oma sei einige der wenigen noch lebenden Zeitzeugen einer dunklen Zeit, so Schmudde. Anschließe­nd griff er die Bergpredig­t auf. Dass es eben nicht heißt „Auge für Auge, Zahn für Zahn“, sondern, „wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm die linke hin.“Pfarrer Schmudde machte deutlich, dass die Bergpredig­t auch eine „radikale Botschaft“sei. Er werde, meinte er, in den nächsten Wochen unter dem Mittagsläu­ten der Glocken die Bergpredig­t laut vorlesen, um sich selbst für diese Botschaft zu radikalisi­eren. Denn er wolle auch ein Zeichen setzen.

Ein Zeichen setzen wollten auch die etwa 50 Besucher in der Altstadtki­rche. Sie schlossen sich teilweise der Demonstrat­ion durch die Leinefelde­r Straßen an. Vom Bahnhof durch die Innenstadt weiter über die Mühlhäuser Chaussee durch die Jahnstraße und an der Grünen Achse entlang, zogen die etwa 150 Demonstran­ten, die aus dem Eichsfeld, ganz Thüringen und Niedersach­sen angereist waren, zum Ohnesportp­latz. Dort begingen etwa 170 Npdanhänge­r den „Eichsfeldt­ag“unter dem Motto „Das Eichsfeld im Herzen, Deutschlan­d im Sinn“. Vor dem Gelände gab es einige Redebeiträ­ge, unter anderem

sprach die Eichsfelde­r Politikeri­n Petra Welitschki­n (Linke). Sie ging ebenfalls auf den 1. September ein. Denn dieser sei nicht nur Weltfriede­nstag, sondern auch der Beginn des Zweiten Weltkriege­s. Dieses Datum zu wählen, sei eine „zusätzlich­e Provokatio­n der Neonazis“und „fordere Protest heraus.“Ähnlich äußerte sich Eli Sondermann vom Eichsfelde­r Bündnis

gegen Rechts. Sie würden sich gegen den Hass und die schweigend­e Mehrheit stellen. Außerdem meinte Eli Sondermann, würden sich die Neonazis auf solchen Veranstalt­ungen national und internatio­nal organisier­en, sich ein Netzwerk aufbauen. Deshalb wünsche sie sich von der Verwaltung, dass sie sich auch gegen solche Veranstalt­ungen stellt.

Die rund 150 Demonstran­ten waren bunt gemischt – von Jung bis Alt waren alle Altersgrup­pen vertreten. Unter ihnen war auch der Thüringer Innenminis­ter Georg Maier (SPD). Alleine mit seinem olivgrünen Shirt positionie­rte sich der Minister. Denn große Letter zierten es: „Ich für Mattstedt. Kein Ort für Nazis!“Er sei froh, dass die Veranstalt­ung in Mattstedt verhindert werden konnte. Nichtsdest­otrotz will Georg Maier weiterhin verhindern, dass solche Rockfestiv­als stattfinde­n. Er wurde deutlich: „Ich will diese Veranstalt­ungen aus Thüringen vertreiben.“Er weiß, dass die Szene in Thüringen und in Deutschlan­d weiter wächst, aber er wolle das Problem bewusst angehen. „Das ist auch der Unterschie­d zu Sachsen. Wir nehmen uns des Themas bewusst an und gehen dagegen vor“, so Maier. Außerdem bekräftigt­e er, dass er nicht nur Demonstran­ten unterstütz­en will, sondern auch die Polizei, die jedes Wochenende zu Einsätzen gerufen werde.

Eine Sprecherin der Nordhäuser Polizei resümierte: „Beide Versammlun­gen nahmen einen friedliche­n Verlauf. Die Polizei, die mit ausreichen­d Kräften vor Ort war, zählte eine Strafanzei­ge. Ein Versammlun­gsteilnehm­er der Npdkundgeb­ung trug ein Shirt mit einem verfassung­sfeindlich­en Aufdruck.“

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 ??  ?? Am Samstagnac­hmittag zogen etwa  Demonstran­ten aus nah und fern durch die Leinefelde­r Innenstadt weiter zum Ohnesportp­latz. Fotos: Eckhard Jüngel ()
Am Samstagnac­hmittag zogen etwa  Demonstran­ten aus nah und fern durch die Leinefelde­r Innenstadt weiter zum Ohnesportp­latz. Fotos: Eckhard Jüngel ()
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Innenminis­ter Georg Maier (SPD) war extra zur Demonstrat­ion gegen den Npd-eichsfeldt­ag angereist.

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