Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ein Fall für Schäuble

Die Bundestags­fraktionen horten Millionen

- VON MIGUEL SANCHES

Demokratie ist uns lieb und teuer. Die Frage ist nicht, was sie kostet, sondern was sie uns wert ist. Viel. Das positive Vorurteil gegenüber dem Parteiensy­stem sollte uns indes nicht blind machen. Die Finanzieru­ng der Bundestags­fraktionen ist teilweise fragwürdig.

Im Vergleich zu den Diätenerhö­hungen, jedes Mal von Misstrauen begleitet, nimmt kaum einer Notiz von den Finanzen der Fraktionen. Seltsam. Den Verdacht der Überfinanz­ierung kann man nicht salopp vom Tisch wischen. Zu viel Geld vom Staat, keine Obergrenze für Rücklagen, die beachtlich­e Dimensione­n erreicht haben, zu wenig Transparen­z, keine Sanktionen im Missbrauch­sfall – lang ist die Liste der Systemfehl­er. Besser wäre es, die Fraktionen würden nur klar zweckgebun­den zurücklege­n.

Eine Lösung ist nicht so einfach. Schreibt der Bundestag den Fraktionen vor, jedes Jahr ihre Zuschüsse auszugeben, bricht ein bekanntes Phänomen aus: das „Dezemberfi­eber“. Mit vorausscha­uendem Handeln hat es wenig zu tun. Werden die Fraktionen verpflicht­et, das Geld innerhalb der Legislatur­periode auszugeben, gibt man dem Affen Zucker. Je näher ein Wahljahr rückt, desto größer ist die Versuchung, mit teuren Kampagnen indirekt jeweils für die eigene Partei zu werben.

Vor allem muss die Kontrolle so geregelt werden, dass Rückstellu­ngen nicht zweckentfr­emdet werden können.

Niemand kann dem Bundestag eine Regelung abnehmen. Die Fraktionen müssen selbst die Kraft aufbringen, Systemlück­en zu erkennen, zu benennen und anzugehen. Diese Diskussion anzustoßen und anzuführen, wäre eine lohnende Aufgabe für den Bundestags­präsidente­n. Herr Schäuble, übernehmen Sie?

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