Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Hunde, die bellen...

- VON BODO BAAKE

In Sachsen, so heißt es, könne man besichtige­n, wie gerade der Rechtsstaa­t auf den Hund kommt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Die Rechten führen ihn grölend an der Leine rund um den „Nischel“Gassi, die Polizei ist ohnmächtig und die Politik sieht ihr in einer Art Schockstar­re zu. Das ist kein schöner Anblick, aber das Bild vom auf-denhund-kommen ist auch kein erfreulich­es. Es beschreibt einen gewissen moralische­n, politische­n oder sozialen Abstieg – oder auch alles zusammen. Kein Wunder, dass dabei auch der Hunde selber auf den Hund gekommen ist. Immerhin hat er seine Karriere in der Beziehung zwischen Homo sapiens und Canis lupus als „Freund des Menschen“begonnen. Das ist lange her und erfuhr erneute Bestätigun­g durch Archäologe­n des Max-planck-institus für Menschheit­sgeschicht­e Jena, die in Saudiarabi­en fast zehntausen­d Jahre alte Felszeichn­ungen fanden, auf denen Jäger ihre Hunde an langen Leinen zur Löwenhatz (!) führen.

Von da an ging’s mit ihnen bergab. Wie an keiner anderen Tierart vergriff sich der Mensch als Züchter und Zuchtmeist­er an den armen Hunden. Vom furchteinf­lößenden Riesenmolo­sser bis zum necessaire­kleinen Schoßhündc­hen für die Damenhandt­asche wurde alles möglich gemacht. Jede Berufsgrup­pe, die Wert darauf legte, legte sich ihre eigene Rasse zu: Jagdhunde, Schäfer- und Hirtenhund­e, Wachhunde für den Wach- und Schließdie­nst, Spürhunde für die Kripo, Drogenhund­e für den Zoll oder Pudel für die Clowns. Eine besondere Spezies bilden dabei die Hunde der Politiker. Die Erwähnung von Adolf Hitlers Schäferhun­d Blondi verkneifen wir uns hier mal. Das könnte in Chemnitz schon wieder Irritation­en auslösen. Aber der Hund des martialisc­hen Regierungs­präsidente­n von Wulckow aus dem Roman „Der Untertan“ist durchaus nennenswer­t – ein furzender Bürgerschr­eck namens Schnaps. Der stattliche­n Diensthund von Wladimir Putin ist uns namentlich leider nicht bekannt. Wir wissen nur, dass er gern durch den Kreml läuft, wenn Angelika Merkel zu Besuch ist, die – sagen wir mal so – mit Hunden wenig anfangen kann. Der Name des Hundes des französisc­hen Präsidente­n Macron dagegen ist in der Presse als Nemo überliefer­t – nach dem Kapitän des Ubootes, das in Jules Vernes Roman „20 000 Meilen unter dem Meer“im Mahlstrom versenkt wird. Warum Nemo? Macron schweigt wie das Meer. So auch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow über seinen Dackel Attila. Der Name eines Hunnenköni­gs in Thüringens Staatskanz­lei! Na ja, es soll ein ganz netter sein...

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany