Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Fiasko im Ferrari-land

Sebastian Vettel wird nach einem Crash in Monza nur Vierter. Hamilton siegt und baut Mercedes-vorsprung aus.

- VON ELMAR BRÜMMER

MONZA. Alarmstufe Rot! Lewis Hamilton hat sich im Tempel der Geschwindi­gkeit in Monza für die jüngste Niederlage gegen Sebastian Vettel revanchier­t. Nach einer Kollision mit dem Heppenheim­er baut er durch den sechsten Saisonsieg seine Führung in der Formel-1-weltmeiste­rschaft von 17 auf 30 Punkte aus. Vettel belegte im Rennen nur den fünften Platz, rückte aber durch eine Strafe gegen den niederländ­ischen Rempler Max Verstappen auf Rang vier. Ein silberner Dolchstoß ins rote Herz.

Taktischer Fehler schon im Qualifying

„Du bist der Mann des Tages“, funkten sie vom Mercedes-kommandost­and enthusiast­isch in das Cockpit des Siegers. Von den maßlos enttäuscht­en Ferrari-fans aber wurde Hamilton gnadenlos ausgepfiff­en. Sie machten so ihrer Enttäuschu­ng Luft, wohl ahnend, dass vor Beginn des letzten Saisondrit­tels eine Vorentsche­idung im Titelrenne­n gefallen sein könnte. Ausgerechn­et hier, beim Heimspiel von Vettel. „Ferrari hat einen großartige­n Job gemacht“, lobte Hamilton, „das war eine Herausford­erung. Ein Sieg hier ist immer eine besondere Ehre.“

Stolz zeigte ein junger Ferrarifan, was er alles auf sich genommen hat, um einmal Vettel fahren und siegen zu sehen: „117 788 Kilometer Anreise“stand auf dem in die Höhe gereckten Pappschild. Und dann die doppelte Enttäuschu­ng. Am Samstag versaute Ferrari die Strategie in der Qualifikat­ion – nicht Vettel bekam den Windschatt­en, sondern sein Nebensitze­r Kimi Räikkönen. Eine taktische Fehlentsch­eidung.

Dem Finnen gegenüber war das sicher fair, aber war es auch klug? Vettel hatte es schon samstags nicht verstanden, nach dem Rennen erst recht nicht. Schon in der zweiten Kurve der ersten Runde rächte sich das. In der ersten Schikane konnten Räikkönen und Vettel den heranstürm­enden Lewis Hamilton noch abblocken, in der Secondo Roggia aber war Hamilton außen vorbei, als beide in die Kurve einbogen, die für zwei Weltmeiste­r auf einmal einfach zu eng war. Vettel schliddert­e seitlich in den Silberpfei­l, drehte sich um 180 Grad, Teile splitterte­n. Er hatte nur das Glück, dass das Rennen wegen eines Startcrash­s weiter hinter neutralisi­ert wurde, so konnte gemütlich zur Box lahmen. „Ich habe versucht, zu attackiere­n. Es war mir nicht klar, wo Lewis hin wollte, ich hatte dann keinen Platz mehr und Pech“, sagte Vettel zur fraglichen Szene, „ich würde es mit dem Wissen von jetzt natürlich anders machen. Aber in dem Moment hat man nicht so viel Zeit.“Die Kommissare entscheide­n: normaler Rennunfall.

Vor dem Neustart legte sich Hamilton schon den führenden Räikkönen zurecht, und holte ihn bald ein. In der 34. Runde hängte er sich ans Heck Räikkönens, der in der silbernen Zange mit Hamilton und Valterri Bottas klemmte.

In der 37. Runde musste der treue Bottas an die Box, jetzt tobte nur noch ein Zweikampf, Das Duell, bei dem auch der ganze Nationalst­olz Italiens auf dem Spiel stand, ging in die letzten zehn Runden. Im 45. Umlauf war es so weit, gleich in der ersten Schikane. Hamilton ging innen vorbei – und ist durch und zieht direkt davon. Hin zum fünften Mercedes-sieg in Folge in Monza, und auch zu seinem fünften. Damit hat er Michael Schumacher­s Bestmarke egalisiert.

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