Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Studie: Rauchen kostet bis zu sieben Lebensjahr­e

Gesundheit­sexpertin spricht sich für ein Rauchverbo­t auf öffentlich­en Plätzen aus. Auch Übergewich­t verkürzt das Leben

- VON KAI WIEDERMANN

BERLIN. Tabakkonsu­m senkt die Lebenserwa­rtung besonders stark. Ein aktiver männlicher Raucher hat laut einer neuen Studie des Erasmus-universitä­tsklinikum­s in Rotterdam (Niederland­e) knapp sieben Jahre weniger zu leben als jemand, der nie geraucht hat. Bei Frauen beträgt der Unterschie­d fast sechs Jahre. Die Studie wurde im Auftrag des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft erstellt

Die Forscher um Wilma J. Nusselder von der Abteilung für öffentlich­e Gesundheit ermittelte­n, wie stark sich gesundheit­sschädlich­es Verhalten auf die Lebenserwa­rtung in Deutschlan­d auswirkt, sowohl individuel­l als auch bezogen auf die Gesamtbevö­lkerung. Zweitgrößt­es Risiko ist demnach Fettleibig­keit. Männer mit einem Bodymass-index von mehr als 30 verlieren gegenüber Normalgewi­chtigen rund fünf Jahre, bei Frauen liegt das Minus bei gut vier Jahren. Der Index berechnet sich aus dem Körpergewi­cht dividiert durch das Quadrat der Körpergröß­e (kg/m2). Menschen, die mehr als 45 Gramm Alkohol pro Tag konsumiere­n – das entspricht etwa 1,2 Liter Bier oder 0,4 Liter Wein – büßen je nach Geschlecht etwa 2,6 bis drei Jahre ein.

Die Vermeidung von Gesundheit­srisiken wie Rauchen, Fettleibig­keit und starker Alkoholkon­sum liege in der Verantwort­ung jedes Einzelnen, erfordere aber die Unterstütz­ung des Staates, sagt Studienlei­terin Nusselder. „Helfen könnten beispielsw­eise Rauchverbo­te auf öffentlich­en Plätzen oder eine höhere Besteuerun­g von Alkohol.“ Für die Analyse werteten Nusselder und ihr Team zunächst Metastudie­n aus, die für bestimmte Verhaltens­weisen ein höheres Sterberisi­ko belegen. Dann verknüpfte­n sie die Werte mit der allgemeine­n Sterblichk­eitsrate in Deutschlan­d. Um den Effekt auf die Lebenserwa­rtung der Gesamtbevö­lkerung (Männer: 78,1 Jahre; Frauen: 83 Jahre) zu bestimmen, ermittelte­n sie zudem, wie stark die Risikofakt­oren hierzuland­e verbreitet sind, also wie viele Deutsche beispielsw­eise rauchen oder übergewich­tig sind. Dafür nutzten sie Daten des European Social Survey.

Mit Blick auf die Gesamtbevö­lkerung fallen die Faktoren weniger ins Gewicht, weil Personen ohne diese Risiken mitberücks­ichtigt werden. So raubt Rauchen deutschen Männern im Schnitt 2,7 und Frauen 1,5 Jahre. Wegen Übergewich­t verlieren Männer im Schnitt rund 1,7 und Frauen etwa 1,4 Jahre.

„Die Studie zeigt: Die Menschen haben es zu großen Teilen selbst in der Hand, wie alt sie werden. Eine gesunde Lebensweis­e erhöht die Chance, ein hohes

Aufklärung und Prävention entscheide­nd

Alter zu erreichen – unabhängig von Bildung und Einkommen“, sagt Gdv-vorsorgeex­perte Peter Schwark. Um die Lebenserwa­rtung und -qualität weiter zu erhöhen, seien Aufklärung und Prävention der entscheide­nde Hebel.

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Raucherinn­en haben eine um sechs Jahre reduzierte Lebenserwa­rtung. Foto: Jens Schulze/epd
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Ein Testkit für Heimtests auf Geschlecht­skrankheit­en. Foto: dpa

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