Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Countdown für Meeres-müllschlucker
Ein Niederländer will die Ozeane von Plastik befreien. Jetzt soll sein „Ocean Cleanup“vom Stapel laufen
SAN FRANCISCO. In der Bucht von San Francisco liegt ein riesiger Schwimmkörper für eine einzigartige Säuberungsaktion bereit. Wie Fangarme sollen sich zwei Kunststoffrohre von je 600 Meter Länge um Berge von Plastikmüll legen – zunächst im Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii. Im Hafen von Alameda wurde die Konstruktion für das Projekt „The Ocean Cleanup“seit März zusammengebaut.
Am kommenden Samstag soll die u-förmige Anlage knapp 500 Kilometer aufs offene Meer gezogen werden. Nach weiteren Tests will das Team um den 24jährigen Niederländer Boyan Slat den riesigen Müllfänger zum Nordpazifikwirbel – dem sogenannten Great Pacific Garbage Patch (Großer Pazifikmüllfleck) – schleppen. Das Gebiet gehört zu den fünf größten Strömungswirbeln weltweit, an denen sich gigantische Mengen Plastikmüll sammeln. Forscher verschiedener Universitäten sprechen von 1,8 Billionen Plastikteilen – allein im am stärksten verschmutzten Pazifikgebiet, das sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern erstreckt, mehr als viermal die Fläche Deutschlands.
Der Schwimmkörper, an dem eine Art Vorhang drei Meter tief ins Wasser hängt, soll durch den Plastikteppich treiben und den Müll einsammeln. Der werde dann später von Schiffen zu Verwertungsanlagen gefahren, so die Vorstellung des jungen Erfinders Slat, der sein Projekt mithilfe von Investoren finanziert.
Kritiker sagen allerdings, der Müllschlucker kratze nur an der Oberfläche. Der Großteil des Plastikmülls sammele sich in tieferen Wasserschichten an – bis hinab zum Meeresboden. (dpa)