Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Kirchenmusik muss nicht immer nur die Orgel sein
Die Trommelgruppe „Dancing Hands“und der Eichsfelder Posaunenchor zeigen, dass Kirchenmusik vielfältig sein kann
Die Trommelgruppe „Dancing Hands“aus Kirchworbis unter der Leitung von Thomas Dölle gestaltet im Eichsfeld Gottesdienste und Hochzeiten in Kirchen und bringt damit mehr musikalische Vielfalt in die Gotteshäuser. Geist nauso macht das der Eichsfelder Posaunenchor, der seit vielen Jahren auch Wallfahrten und Jubiläen begleitet. Hier Frank Kunze der Leiter.
EICHSFELD. Bei Kirchenmusik denken die meisten sicherlich zu allererst an den vollen und festlichen Klang der Orgel. Dass das aber nicht die einzige Möglichkeit ist, einen Gottesdienst musikalisch zu gestalten, haben sicherlich auch schon viele mitbekommen.
Da gibt es zum Beispiel den Eichsfelder Posaunenchor, der eben keine Blasmusik spielt, sondern sich auf Kirchenmusik spezialisiert hat. Frank Kunze leitet das Ensemble seit vier Jahren und spielt selbst schon, seit er 10 Jahre alt ist, Trompete. Neben dieser vervollständigen noch Tenorhörner, Tubas und eben Posaunen den Klang der Gruppe, die von Swing bis Bach so gut wie alles spielen können.
Und das eben zu Gottesdiensten, Wallfahrten, Weihnachtsfeiern, Hochzeiten und Jubiläen. Die Weihnachtszeit ist dabei für den Posaunenchor Hochsaison, da die Musiker auch in den Krankenhäusern spielen, um dort festliche Stimmung zu verbreiten. „An Heiligabend haben wir gut und gerne bis zu fünf Auftritte“, so Frank Kunze.
Um Aufträge müssen sich die Bläser nicht kümmern. „Anfragen gibt es genug, denn wir sind im Eichsfeld schon vielen Leuten ein Begriff“, so Frank Kunze. „Wir müssen auch das ein oder andere mal absagen, weil wir nicht spielfähig sind.“Durchschnittlich kann der Chorleiter auf 15 Musiker zurückgreifen und hat ziemliche Sorge mit dem Nachwuchs. „Da sieht es schon seit zehn bis 15 Jahren schlecht aus.“Mittlerweile sind im Posaunenchor auch katholische Bläser dabei, obwohl der Posaunenchor eigentlich aus der evangelischen Kirche kommt. „Bei uns ist aber jeder gern gesehen“, sagt Frank Kunze und lädt Interessierte zur wöchentlichen Probe, freitags um 18 Uhr, in den Gemeinderaum der Lutherkirche in Leinefelde ein. Aktuell ist der Posaunenchor in Schweden unterwegs – natürlich mit den Instrumenten, denn „ohne Musik geht es nicht“. Im Dom in Lund werden sie zwei Konzerte spielen.
Zwar nicht in einem Dom, aber häufig in der Kirchworbiser Kirche spielt hingegen die Trommelgruppe „Dancing Hands“unter der Leitung von Thomas Dölle. Die Gruppe gibt es seit 2008, und ihre Gründung passierte quasi aus Versehen.
Thomas Dölle wollte damals jemanden anlernen, der den Kirchworbiser Chor „musica encanta“mit einem Percussioninstrument begleitet. Diese Aufgabe hatte er stets übernommen. Das junge Mädchen, Julia Frölke, machte damit aber wohl so gute Werbung, dass immer mehr Leute anfragten, ob sie denn auch mal mitmachen könnten.
So entstanden also die „Dancing Hands“, die wie der Kinderchor, der Instrumentalkreis und der Chor selbst zum Verein Kim „Kinder und ihre Musik“in Kirchworbis gehören. Die insgesamt 25 Trommler zwischen acht und 45 Jahren spielen auf sogenannten Djemben. Das sind afrikanische Trommeln, die in Ghana hergestellt werden.
Thomas Dölle war es auch, der die afrikanischen Klänge ins Eichsfeld brachte. Er leistete 1995 Aufbauarbeit in Togo und hatte das Trommeln von den Einheimischen gelernt, die so stets ihre Gottesdienste begleiten. So wie sie spielt die Gruppe ohne Noten und nur nach Gehör Rhythmen wie „caxixi“oder den „Elefant-maus-takt“.
Zu hören ist die für deutsche Ohren ungewöhnliche Musik neben Gottesdiensten auch bei Hochzeiten oder außerhalb der Kirche bei Geburtstagen. Thomas Dölle achtet aber darauf, dass nicht mehr als zwei Auftritte im Monat angesetzt werden. „Es soll ja Spaß machen und nicht Überhand nehmen.“Er selbst gibt auch Trommel-workshops in Schulen oder im Hort.
Mit der Gage oder den Spenden unterstützt die Gruppe oft soziale Projekte im In- und Ausland. Ab und zu gönnt sie sich aber auch Ausflüge und ist so zweimal im Jahr unterwegs.