Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Ein Lied für die Karnevalssaison
Erinnerung und Gedenken
HOHENGANDERN. Wer im Eichsfeld zur Faschingszeit unterwegs ist, der kennt „Miss Annett“. Eigentlich heißt sie Annett Baumgarten, kommt aus Uder und hat nach Hohengandern geheiratet. Auf der Bühne gibt die Powerfrau immer Gas und gemeinsam mit dem Musiker Veit Walter Lamprecht unterhält sie die Narren des Landkreises auf das Feinste. Nun hat Veit Walter Lamprecht seiner Bühnenkollegin und Freundin aus Kindertagen ein eigenes Lied geschrieben. „Ich bin die Königin“heißt es und spielt in der Kohldampfstube in Hohengandern, in der die 36-Jährige arbeitet. Am Sonntag wird das Lied auf den bekannten Online-musik-plattformen veröffentlicht und „Miss Annett“wird es um 11. 11 Uhr beim Rathaussturm in Uder singen.
Der 9. November ist ein geschichtsträchtiger Tag. Als 1989 um 18.57 Uhr Günter Schabowski am Ende einer Pressekonferenz mitteilt, dass ab sofort Westreisen für jedermann möglich sind, weiß er scheinbar selbst nicht so wirklich, was er da eigentlich gerade vorliest.
Sechs Stunden später sind alle Grenzübergänge in Berlin geöffnet, die Euphorie ist groß. Wenn ich den Verlauf dieses Tages nachlese, bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut.
Denke ich weiter an diesen Tag, den 9. November, kriecht mir aber auch eine ganz andere Gänsehaut über den Körper. Denn im Jahr 1938 war diese Nacht nicht von Freude bestimmt, sondern von Grauen und Angst. Im ganzen Gebiet des damaligen Deutschen Reiches wurden jüdische Geschäfte und Einrichtungen demoliert, Synagogen angezündet und Juden ermordet. Die Nazis nannten es „Reichskristallnacht“. Es war aber der Höhepunkt der Novemberpogrome, der Startpunkt für die Judenverfolgung in der Diktatur des Nationalsozialismus.
Auch daran sollten und müssen wir uns immer wieder an diesem vielseitig geschichtsträchtigen Tag erinnern.