Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Kompromiss gesucht
Streit um Schul- und Klassengrößen
Es ist ein Novum: Die mächtigen Thüringer Landräte legen sich beim Schulgesetz nicht nur mit der rot-rot-grünen Landesregierung an. Nein, sie machen auch konkrete Vorschläge, wie es aus ihrer Sicht besser laufen würde.
Die Vorgaben, die der linke Bildungsminister Holter in seinem Schulgesetzesentwurf verankert hat, sind für die kommunalen Schulträger jenseits von Gut und Böse. Damit, so ihre Befürchtung, stehen etliche kleine Schulen auf dem Land vor dem Aus. Die Folge wäre, dass das Konzept „Kurze Beine, kurze Wege“, das bereits aktuell nicht immer umgesetzt werden kann, gänzlich der Vergangenheit angehört.
Natürlich, viele Fehler liegen in der Vergangenheit. So wurde bereits vor Jahren verschlafen, sich um ausreichenden Lehrernachwuchs zu bemühen. Denn die Zahl zu erwartender Schüler war anhand der Geburten leicht zu ermitteln. Doch alte Teilzeitregelungen und ein immer älter werdendes Kollegium führten dazu, dass die verbliebenen Lehrer auf dem Zahnfleisch gehen und nicht mehr in der Lage sind, den Unterricht flächendeckend abzusichern.
Gleichwohl, ein „Weiter so“darf es nicht geben. Schulen werden kooperieren und Pädagogen vor allem in dörflichen Regionen auch pendeln müssen.
Dennoch darf man die bestehenden Strukturen nicht kurzsichtig zerschlagen. Deshalb sollten Mindestgrößen von Schulen und Klassen wohl überlegt austariert und Übergangsfristen großzügig sein.
Das Land hat hier zwei Jahre veranschlagt, die Landräte fordern fünf. Träfe man sich in der Mitte, wäre beiden Seiten geholfen.
Gute Reformen leben von durchdachten Kompromissen.