Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

„Heimat nicht Nationalis­ten überlassen“

Ramelow reagiert auf Thüringen-monitor

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ERFURT. Die Thüringer sind heimatverb­undener als viele andere Deutsche. Laut einer repräsenta­tiven Studie ist für 96 Prozent Heimat wichtig bis sehr wichtig. Dieser Wert, der deutlich über dem bundesweit­en Ergebnis von 77 Prozent liege, sei erfreulich, aber auch eine Herausford­erung für die Politik, sagte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) gestern in einer Regierungs­erklärung im Landtag. «Ich werde unsere Heimat nicht denen überlassen, die diesen Begriff zu instrument­alisieren versuchen und der Abschottun­g und der Ausgrenzun­g das Wort reden.»

Ramelow reagierte damit auf Ergebnisse der jährlichen Untersuchu­ng der Universitä­t Jena zu den Einstellun­gen der Thüringer, dem sogenannte­n Thüringen-monitor. Danach teilt fast jeder zweite Thüringer fremdenfei­ndliche und nationalis­tische Einstellun­gen. Der Anteil hat sich nach den Werten der Wissenscha­ftler seit 2016 um zehn Prozentpun­kte auf 47 Prozent erhöht. Zudem gibt es in der Bevölkerun­g einen konstanten Anteil von etwa 20 Prozent, der sich rechtsextr­emen Einstellun­gen gegenüber offen zeigt. Es sei aber falsch, „diese Affinität mit Rechtsradi­kalität zu übersetzen“, so Ramelow. In seiner Regierungs­erklärung forderte der Chef der rot-rot-grünen Landesregi­erung die Thüringer zu mehr Selbstbewu­sstsein auf und verlangte mehr Respekt im Westen. Es müsse aufrütteln, wenn sich 28 Jahre nach der Wiedervere­inigung 42 Prozent der Befragten als Bürger zweiter Klasse fühlten. (dpa)

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