Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Eine Milliarde für Batteriezellen
Bundesregierung will Fertigung unter deutscher Beteiligung mit Steuergeld anschieben. Offenbar BASF, Ford und Varta dabei
BERLIN. Schon lange wirbt die Bundesregierung für Batteriezellen made in Germany – in der kommenden Woche will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Insidern zufolge dazu einen Plan vorstellen. Mindestens eine Milliarde Euro Steuergeld soll in die für Elektroautos wichtige Technologie fließen, wie Insider sagten. Gespannt sind viele Experten auf Altmaiers Rede am Dienstag auf einer Konferenz seines Hauses zur Elektromobilität in Berlin.
„Mit Blick auf die Zukunft der Elektromobilität ist die Ansiedlung einer Batteriezellfertigung in Deutschland und Europa ein bedeutendes wirtschafts- und industriepolitisches Ziel“, erklärte Christian Hirte, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Die Autoindustrie habe mit der Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor ein „Klumpenrisiko“. Der Staat müsse der Branche bei ihren Bemühungen, auf klimafreundliche Antriebe umzustellen, unter die Arme greifen. Technologieführerschaft bei der Zelle, zentrales Bauteil der Batterie und wichtigste Komponente des Elektroantriebs, ist nach Ansicht der Politik technologisch lebenswichtig für die deutsche Autoindustrie und sollte nicht den Herstellern aus Asien überlassen bleiben.
Die Autobauer kaufen Batteriezellen bisher lieber bei Unternehmen aus Korea oder China ein, die sich bereits in Europa, etwa in Erfurt, ansiedeln. Mit dem Batteriehersteller Varta aus dem baden-württembergischen Ellwangen, dem Chemieriesen BASF und der deutschen Vertretung des Us-autobauers Ford haben sich wohl die ersten Firmen für das angestrebte Konsortium gefunden. BMW, Daimler und Volkswagen seien nicht dabei, sagte ein Insider.
Mehr als eine Anschubfinanzierung kann die Milliarde aus der Staatskasse nicht sein. Ein Werk mit einer Kapazität von zehn Gigawattstunden kostet nach Expertenangaben etwa anderthalb Milliarden Euro. Das Fraunhofer-institut schätzt den Bedarf auf 100 Gigawattstunden in Europa.
Eine erste Zellfabrik könnte nach Informationen der Insider in Westdeutschland angesiedelt werden, eine weitere in der Lausitz, nicht weit von der Grenze zu Polen. Es gebe Gespräche mit Nachbarländern, erklärte Staatssekretär Hirte. „Es geht darum, ein europäisches Konsortium zu bilden.“(rtr)