Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
„Werden immer Freunde bleiben“
Eishockey-bundestrainer Marco Sturm wird emotional verabschiedet. Seine Nachfolge ist noch nicht geklärt
KREFELD. In den Minuten nach der finalen Sirene für Marco Sturm als Eishockey-bundestrainer wurde es in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft emotional. In den Katakomben des Krefelder Königpalastes gab es ein Abschiedstrikot, es flossen gar Tränen. Die schmerzhafte Trennung berührte nicht nur die Kapitäne, den Kölner Moritz Müller etwa oder den Mannheimer Marcus Kink. Auch Sturm musste schlucken. „Ich war ein Freund der Mannschaft“, erklärte der 40 Jahre alte Landshuter zum Abschluss des Deutschland-cups. Heute fliegt Sturm nach Los Angeles, wo er bei den Kings als Assistenztrainer in der Profiliga NHL arbeiten wird. Zum Abschied sagte er: „Wir werden immer Freunde bleiben.“
Moritz Müller fand ebenfalls passende Worte: „Marco war für uns mehr als ein Trainer. Er hat uns den Willen gegeben, überall gewinnen zu können.“Dass es zum Abschluss in Krefeld drei knappe Niederlagen gab, war letztlich nur Petitesse. Der rote Teppich war schon vor dem Abschlussspiel gegen die Slowakei (0:2) ausgerollt. Zur Bildcollage als Abschiedsgeschenk liefen die packendsten Bilder vom Olympia-silber in Pyeongchang über die Videoleinwand.
Patrick Reimers Siegesschrei nach dem Viertelfinal-siegtor über Schweden ragte ebenso heraus wie ein stolz dreinblickender, dann kurz die Augen schließender Marco Sturm an der Bande nach dem Triumph über Kanada. „Dieser Halbfinalsieg war neben der Olympia-qualifikation in Lettland mein herausragender Moment als Bundestrainer“, sagte er später.
Sturm wird genau diese Bilder noch häufig in seinem Kopf abspulen. Ganz in Ruhe. Zehneinhalb Flugstunden sind es am Montagmorgen bis Los Angeles. Die Gedanken werden jedoch schnell von den Kings beherrscht sein, Sturms neuer Herausforderung. Bereits am Dienstagabend steht im Staples Center gegen die Toronto Maples Leafs das Heimdebüt als Assistenztrainer ins Haus. Dann sind die vergangenen dreieinhalb Jahre mit Olympia-silber bei den Winterspielen in Südkorea, zwei Viertelfinalteilnahmen bei Weltmeisterschaften, 34 Siegen bei 39 Niederlagen sowie der Sprung der deutschen Mannschaft von Rang 13 auf acht der Weltrangliste als ein beachtliches Sprungbrett für Sturms großes berufliches Ziel zu werten.
Doch Sturm wäre nicht Sturm, würde er nicht mit sachlichen, aber doch dringlichen Hinweisen an die Verantwortlichen im deutschen Eishockey seine Reise nach Kalifornien antreten. „Die Deutsche Eishockey-liga muss dem Nachwuchs mehr Chancen geben, sonst rutschen wir wieder ab“, mahnte der Landshuter. „Länder wie Dänemark, Norwegen, Lettland oder die Slowakei sind uns auf den Fersen.“
Die Eindrücke sind für Verbandspräsident Franz Reindl nicht fremd. Dabei hatte der Olympia-dritte von Innsbruck 1976 beim Turnier in Krefeld ohnehin mehr zu tun, als ihm lieb war. Es gab viele Gespräche zu Sturms Nachfolge. Und natürlich Debatten darüber, ob die Bundestrainer-position von der des General Managers wieder getrennt wird. Sturm füllte beide Funktionen aus, entwickelte sich zum Vorzeige-gesicht des Deutschen Eishockey-bundes.
Verband führt Gespräche mit Krupp und Kreis
Franz Reindl unterhielt sich bereits mit seinem Freund Uwe Krupp (52), von 2005 bis 2011 als Bundestrainer unterwegs und nun bei Sparta Prag unter Vertrag. Dazu auch mit Düsseldorfs Trainer Harold Kreis (59), Krupps ehemaligem Assistenten. Die Nachfolgesuche wird Marco Sturm aus der kalifornischen Sonne verfolgen: „Es wird entscheidend sein, dass Franz Reindl ein neues Gesicht für das deutsche Eishockey findet.“