Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Deutsche Republik ausgerufen
Weimars Name kam erst später ins Spiel
Dr. H. Thieler aus Erfurt schreibt: In einer geschichtlichen Rückschau „Die Blutpumpe von Verdun“heißt es in der TLZ: „Die Weimarer Republik, die am 9. November 1918 ausgerufen wurde ...“. Das ist historisch nicht korrekt.
Am 9. November 1918 verkündete der Spd-politiker Philipp Scheidemann in Berlin die „Deutsche Republik“. Zwei Stunden später proklamierte Karl Liebknecht die „freie (sozialistische) Republik Deutschland“. Am gleichen Tag übertrug Reichskanzler Prinz Max von Baden sein Amt auf Scheidemann. Bis Ende Dezember 1918 regierte dieser mit einer SPD-/ Uspd-koalition.
Im Januar 1919 brach der Spartakus-aufstand in Berlin aus. Durch diesen war der Zusammentritt der geplanten verfassunggebenden Nationalversammlung in der Reichshauptstadt nicht möglich. Am 14. Januar fiel die Wahl unter vier vorgeschlagenen Alternativorten auf das gut zu sichernde Weimar. Nach den reichsweiten Parlamentswahlen am 19. Januar 1919 trat die „Deutsche Nationalversammlung“am 6. Februar zum ersten Mal im repräsentativen Hoftheater in Weimar zusammen. Sie wählte am 11. Februar Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten, dieser ernannte am 13. Februar Philipp Scheidemann zum Chef der Reichsregierung. Am 14. August trat nach Verkündung am 11. August die am 31. Juli beschlossene „Verfassung des Deutschen Reichs“(Weimarer Reichsverfassung) in Kraft. Die Nationalversammlung in Weimar war dann bis Mai 1920 das Parlament des „Deutschen Reiches“. Dessen Reichstag trat nach entsprechenden Wahlen erstmals im Juni 1920 im Reichstagsgebäude in Berlin zusammen.
Eine offizielle Staatsbezeichnung „Weimarer Republik“hat es nie gegeben. Vom „Ausrufen selbiger am 9. November 1918“kann man nicht sprechen. Erst später wurde das Deutsche Reich in der Periode von 1919 bis Januar 1933 so bezeichnet.