Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Straßenbau zu uns und anderen
Ü
berall werden Straßen gebaut. Da gibt es Sperrungen, zusätzliche Ampeln, Umleitungen, Stau. Das nervt uns Autofahrer manchmal gewaltig, kommen wir doch nicht so schnell von A nach B. Und wie wir in dieser Zeitung lesen konnten, machen die Sperrungen auch vor der Autobahn nicht Halt. Ist dann eine Straße saniert oder wurde gar eine neu gebaut, versammelt sich die Prominenz aus Wirtschaft und Politik, manchmal auch der Kirche, um feierlich mit viel zu großen Scheren ein viel zu kurzes Band mehrmals durchzuschneiden, um damit die neue Straße oder den Streckenabschnitt für die Öffentlichkeit freizugeben. Ist das geschehen, rollt der Verkehr normalerweise wieder reibungslos, und viele Menschen sind froh. Straßen, Wege, Verbindungen gibt es nicht nur zwischen unseren Häusern und Orten, sondern auch im übertragenen Sinn zu uns selbst und zum anderen. Auch da gibt es mitunter Sanierungsstau. Auch da gilt es, die eine oder andere Maßnahme zu ergreifen, damit alles reibungslos fließen kann. Bis das geschieht, müssen Gott oder Mitmenschen oft Umleitungen zu unserem Herzen nehmen. Auch dorthin sind die Wege manchmal schlecht oder auch nur einfach in die Jahre gekommen. Johannes der Täufer ruft uns am 2. Advent zum Straßenbau auf. Nicht, dass Gott nicht erfinderisch wäre, aber jeder weiß, wie das so mit Umleitungen ist. Sie kosten Zeit, sie zerren an den Nerven. Der Verkehr staut sich. Die Adventszeit will uns dabei helfen, manches Schlagloch auf dem Weg zu unseren Herzen auszubessern und Blow-ups abzutragen. Manchmal hilft ein Glas Glühwein in geselliger Runde, häufig auch eine stille Stunde bei einer brennenden Kerze. Mitunter muss ich mich auf den Weg machen, zum anderen, manchmal aber auch das Alleinsein aushalten. Die „Straßenbeläge“sind unterschiedlich. Ich wünsche allen eine gute Zeit, damit wir Weihnachten gemeinsam das Band durchschneiden können!