Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
„Es kommt ein Schiff geladen…“
Besucher des Eichsfeldforums genießen den „Klang der Stille im Advent“bei einem außergewöhnlichen Konzert
HEILIGENSTADT. Gespräch zweier Frauen in einem Einkaufsmarkt: Bis ins winzigste Detail, fast schon minutiös, ist das Weihnachtsfest durchgeplant – Welche Geschenke werden überreicht, was wird es zum Essen geben, welche Besuche wann und bei wem. Die Aufzählung gipfelt in dem Ausruf: „Wenn es doch schon vorbei wäre!“
Sabine Lindner steht daneben, hört diese Worte, ist erschrocken und traurig. Am Donnerstag erzählte sie das im Marcel-callo-haus, wo sie mit ihrem außergewöhnlichen Konzert „Es kommt ein Schiff geladen – Klang der Stille im Advent“die Zuhörer glücklich machte.
Das letzte Eichsfeldforum des Jahres weicht immer ab vom sonstigen Veranstaltungsplan mit Vorträgen und Diskussionen. Maria Anhalt, pädagogische Mitarbeiterin des Marcelcallo-hauses und Ansprechpartnerin für das Eichsfeldforum, hatte die Künstlerin Klara vom Querenberg (Sabine Lindner) aus Erfurt eingeladen, die ihr Publikum auf eine Zeitreise durch den Advent mitnahm.
Es waren wunderbare Momente des Innehaltens, als sich die Sängerin auf der Harfe oder dem Portativ, einer kleinen, tragbaren Orgel der fahrenden Sänger und Spielleute, begleitete oder das Glockenspiel erklingen ließ. Ihre Worte waren eine Mahnung, die Achtsamkeit, das Schweigen, ebenso die Zuwendung zu anderen Menschen nicht zu vergessen in den Wochen der lärmenden Hektik mit Weihnachtsangeboten ab September und dem Verkauf von Silvesterknallern sehr bald schon nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag. Denn: „Kaum ist die heilige Nacht vorbei, kommt wieder der Alltag um die Ecke.“ In Bethlehem habe keine Idylle geherrscht, auch nicht Glanz und Gloria, als Christus geboren wurde. Er sei in eine Welt der Kleinen, der Übersehenen gekommen, er wollte den Schüchternen und den Schwachen helfen, unterstrich die Musikerin und Sängerin. Von einer leisen, heute herrschenden Not sprach sie, nicht vergleichbar mit materiellen Nöten. Da sind die Alten, Einsamen, vergeblich auf Besuch wartend, die Patienten auf den Intensivstationen, die psychisch Kranken. In der Art eines modernen Märchens berichtete sie von drei merkwürdigen Gestalten an der Krippe. Sie trafen ein, als alle anderen schon gegangen waren. Unansehnlich kamen sie daher, weil sie nur noch so selten geschätzt werden: die Lebensfreude, die Zeit und die Liebe. Sabine Lindner verzauberte mit Weihnachtsliedern. Wer wollte, war eingeladen, nach dem Konzert mit ihr ins Gespräch zu kommen. Weihnachtsfest – mehr als ein Datum.
Weder Idylle, noch Glanz, noch Gloria