Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Vollenborner Ortschef verabschiedet sich
Durch die Einheitsgemeinde ändert sich für Vollenborn einiges. Ortschef verabschiedet sich nach 28 Jahren im Amt
Klaus Glasebach lenkte 28 Jahre die Geschicke von Vollenborn. In seiner Amtszeit als Bürgermeister und später als Ortsteilchef hat sich in dem rund 250 Einwohner zählenden Dorf viel getan. Der Ortsteil von Deuna gehört jetzt zur Einheitsgemeinde Niederorschel. Gewöhnen müssen sich die Vollenborner nun daran, dass sie bis 2024 kein selbst- ständiger Ortsteil sind und auch keinen Ortschef mehr haben.
VOLLENBORN. Der Zusammenschluss der Kesseldörfer zur Einheitsgemeinde Niederorschel ist vollzogen, nun kehrt Schritt für Schritt der Alltag ein. Der jedoch bringt manche Veränderung – auch für Vollenborn, das vor fünf Jahren Ortsteil von Deuna wurde. In dem 256 Einwohner zählenden Dorf müssen sich die Bürger an manch Neues gewöhnen, beispielsweise daran, dass man kein selbstständiger Ortsteil mehr ist, keine Ortsteilsatzung und auch, und das dürfte die meisten Einwohner verwundern, keinen Ortsteilbürgermeister mehr hat.
Der Ortsteil ist „untergegangen“beim freiwilligen Zusammenschluss im Rahmen der Gebietsreform. Und für den Rest der laufenden und die nächste Legislatur wird die Situation so bleiben – bis 2024. Erst dann könne Vollenborn eigenständiger Ortsteil werden, sagt Klaus Glasebach, der weiß, dass es nicht leicht ist, den Bürgern die Sicht des Gesetzgebers zu vermitteln.
Bei ihm liefen in den vergangenen 28 Jahren die Fäden zusammen – zuerst als Bürgermeister, dann als Ortsteilchef. Nach so langer Zeit im Amt dürfte es auch für ihn eine Umstellung sein. „Die Situation ist nicht glücklich, aber sie ist so. In der Kommunalpolitik kommt es aber auf die handelnden Personen an“, sagt Glasebach und ist zuversichtlich, dass Vollenborn auch in den nächsten Jahren nicht von Entwicklungen abgehängt wird.
Bis zur Wahl am 26. Mai wird Deuna sechs Mitglieder im neuen Gemeinderat haben, darunter Klaus Glasebach und Gudrun Fernkorn von der Wählergemeinschaft Vollenborn. Aufgrund der Einwohnerzahl haben die Vollenborner dann nicht so große Chancen, in den Einheitsgemeinderat zu kommen, daher ist es laut Glasebach das Ziel, im Ortsteilrat von Deuna etwas zu bewirken und dort eine Stimme für ihr Dorf zu haben. Und dann wäre da ja auch noch der Vertrag, den die Kommunen vor der Fusion ausgehandelt haben. In dem sei beispielsweise verankert, dass die Maßnahmen, die im Ort im Zuge der Dorferneuerung begonnen wurden, fortgeführt werden. „Dazu steht Niederorschel“, sagt Glasebach. Signalisiert worden sei, dass es nicht nur an die Haupt-, sondern auch an die Hinterdorfstraße gehe.
Wie gut sich das Dörfchen auch weiter entwickelt, fest steht: Es wird ohne ihn als Ortsbürgermeister passieren. Seit 1990 – damals war Klaus Glasebach jüngster Bürgermeister bei der Gründung der VG – hat er Verantwortung übernommen und viel getan, um seine Gemeinde voranzubringen. Als einen Glücksfall sieht er noch immer, dass sich ein einheimischer privater Investor des alten Gutshofes annahm und diesen in ein Schmuckstück verwandelte. Da dort neue Wohnungen entstanden, zieht es junge Familien ins Dorf beziehungsweise hält es sie hier.
Über die Frage, ob ihm der Abschied aus dem Amt schwer fällt, muss Glasebach dann aber nicht lange nachdenken. „Nein“, sagt der Vollenborner, „die Weichenstellung funktioniert. Ich blicke optimistisch in die Zukunft.“Ein paar Gedanken, wie es 2024 wird, macht er sich allerdings schon. Dann muss es Bürger geben, die sich für Vollenborn mit ebenso viel Leidenschaft engagieren und gewillt sind, den Ortsteilbürgermeister zu stellen und für den Ortsteilrat zu kandidieren. Glasebach wäre da 67 Jahre. „Ich stehe nicht zur Verfügung“, sagt der Mann, der auch beruflich als Geschäftsführer Ende nächsten Jahres andere Pläne hat.
Geprägt war die Amtszeit von Höhen und Tiefen. Für das Zusammengehen mit Deuna würde Glasebach wieder votieren, denn am Ende hat zum Beispiel die Dorferneuerung in Vollenborn viele positive Spuren hinterlassen, ist der Ort ein Schmuckstück mit zahlreichen Blickfängen geworden. An Herausforderungen wird es auch in Zukunft nicht mangeln.
„Auf zwei Dinge kommt es an: die Entwicklung der Infrastruktur und ein aktives Gemeindeleben mit Vereinen und Veranstaltungen. Da ist das Mittun aller gefragt, insbesondere auch das der jungen Leute. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Wenn sich alle einbringen, ist mir nicht bange. Der Ortsteilrat kann Projekte flankieren, aber die Initiative muss von den Bürgern kommen. Dann wird es weiter gut laufen“, sagt Klaus Glasebach.
Auf seine Amtszeit kann der Vollenborner zufrieden zurückblicken, und „Weltuntergangsstimmung“will er heute keineswegs verbreiten. „Es hängt jetzt davon ab, was wir aus der Situation machen. Wir leben unsere Identität weiter. Das Persönliche spielt keine Rolle. Und wenn man das Bürgermeisteramt als Prestige sieht, läuft etwas falsch. Die Gemeindefusion ist das Beste, daraus müssen wir nun etwas machen“, sagt er.