Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Lange Staus und umgestürzte Bäume
Wintereinbruch sorgt für teils massive Verkehrsbehinderungen
GERA. Der Wintereinbruch in Thüringen mit teils heftigen Schneefällen hat auch am Donnerstag örtlich zu Behinderungen im Verkehr und Einschränkungen geführt. Auf der Autobahn 9 kam es in der Nacht zu Donnerstag zu einem zeitweise rund 50 Kilometer langen Stau. Die Fahrer Dutzender Lastwagen mussten die Nacht in ihren Fahrzeugen auf der Autobahn verbringen, wie eine Sprecherin der Thüringer Autobahnpolizei sagte. Im Regionalverkehr kam es vor allem wegen umgestürzter Bäume und abgebrochener Äste auf den Gleisen zu Zugausfällen und Verspätungen. Die Strecke zwischen Gera und Jena-göschwitz blieb gestern Morgen gesperrt. Nach Angaben der Erfurter Bahn musste auch die Trasse zwischen Zeulenroda-triebes (Landkreis Greiz) und Hof zeitweise gesperrt werden. Mehrere Züge fielen deshalb aus. Nach Angaben der Bahn kam es zu Verspätungen auf der Strecke eines Intercity-zuges zwischen Düsseldorf und Gera. Vor allem in Ostthüringen rückten Feuerwehrleute gestern öfters aus, um Straßen von umgestürzten Bäumen zu befreien. Im Kreis Saalfeld-rudolstadt blockierten zwei Bäume eine Fahrbahn bei Leutenberg, wie die Polizei mitteilte. Auch auf der B85 bei Kaulsdorf musste die Feuerwehr wegen eines umgestürzten Baums ausrücken. Thüringenforst rät dringend davon ab, die Wälder im Osten des Freistaates zu betreten. Dort seien bereits Bäume unter der Schneelast komplett umgebrochen und Teile von Baumkronen herabgestürzt, hieß es am Donnerstag von der Landesforstanstalt. Die Stadt Gera sperrte aus Sicherheitsgründen zunächst bis Freitag alle Friedhöfe für Besucher. (dpa)
„Frauen können mit bestimmten Lebensereignissen wie Scheidung und Arbeitslosigkeit besser umgehen als Männer.“
Mine Kühn, Sozialwissenschaftlerin
WEIMAR/ROSTOCK. Die promovierte Sozialwissenschaftlerin Mine Kühn vom Maxplanck-institut für demografische Forschung in Rostock hat mit drei weiteren Wissenschaftlern untersucht, wie zufrieden die Menschen in Deutschland mit ihrem Gesundheitszustand in den Jahren 1990 bis 2013 waren. Wir haben sie dazu befragt.
Worauf basiert Ihre Studie?
Auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung. Sie läuft bereits seit mehr als drei Jahrzehnten, jährlich werden etwa 30.000 Menschen dafür befragt. Die Gesundheitsvariable, die wir in unserer Studie verwenden, ist die Zufriedenheit mit der Gesundheit. Das heißt, die Befragten geben auf einer Skala von 0 (schlechtester Wert) bis 10 (bester Wert) an, wie zufrieden sie mit ihrer Gesundheit sind.
Und was haben Sie herausgefunden?
Die Ergebnisse zeigen, dass ostdeutsche Männer sowohl im Durchschnitt als auch in den Modellschätzungen, also nach dem Herausrechnen von Einflüssen wie Bildung, Einkommen und Erwerbstätigkeit, ab den 2000er Jahren schlechtere Werte haben. Sie halten sich für kränker als Frauen. Das war aber nicht immer so: Direkt nach der Wiedervereinigung waren Frauen in Ost und West mit ihrer Gesundheit unzufriedener.
Haben Sie das Ganze noch detaillierter nach Bundesländern untersucht?
Nein, wir haben Ost- und Westdeutsche anhand der Frage „Wo haben Sie 1989 gelebt?“definiert. Eine Unterscheidung nach Bundesländern war nicht möglich. Zu den Ost-männern lagen uns insgesamt rund 33.700 Antworten vor, zu den West-männern fast 73.700. Bei den Frauen waren es 35.610 Daten Ost und 78.340 West. Die größte Gruppe stellten dabei jeweils die 40- bis 49-Jährigen, die kleinste die 20bis 29-Jährigen.
Worauf führen Sie die größere Unzufriedenheit der ostdeutschen Männer zurück?
Ein Grund könnte Stress infolge der politischen und sozialen Veränderungen seit der Wende sein. Unter diesem Stress könnte ihre Gesundheit – oder zumindest ihr Gesundheitsgefühl – nachhaltig gelitten haben. Die ostdeutschen Männer nehmen sich jetzt deutlich kränker wahr.
Die ostdeutschen Frauen waren diesen Veränderungen aber doch genauso ausgesetzt, hatten genauso viel psychosozialen Stress.
Ja, aber Studien zeigen, dass Frauen mit bestimmten Lebensereignissen, zum Beispiel Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Tod des Partners, besser umgehen können als Männer. Eine Erklärung dafür ist, dass Frauen sich aus ihrem sozialen Netzwerk Unterstützung holen. Soziale Unterstützung hat bei Stress nachweislich einen schützenden Effekt. Es ist davon auszugehen, dass jene, die weniger Stress empfinden, sich auch gesünder fühlen.
Sie behaupten auch, dass ostdeutsche Männer wie schon vor der Wiedervereinigung so ungesund wie keine der anderen Bevölkerungsgruppen leben. Worauf stützt sich diese Aussage?
Die Erklärung ist spekulativ, weil wir das Gesundheitsverhalten nicht kontrollieren konnten. Aber es gibt wichtige Anhaltspunkte aus früheren Studien, beispielsweise des Robert-kochinstituts, dass vor 1990 sowohl ostdeutsche Männer als auch Frauen weniger sportlich aktiv waren als Westdeutsche und mehr Alkohol als Westdeutsche konsumierten. Während allerdings ostdeutsche Frauen in den vergangenen Jahren ähnlich gute Werte im Gesundheitsverhalten wie Frauen im Westen erreichten, zeigen ostdeutsche Männer weiterhin ein schlechteres Gesundheitsverhalten als westdeutsche Männer.
Das heißt, sie trinken mehr Alkohol, rauchen häufiger und treiben seltener Sport. Wie würden sie das Ergebnis Ihrer Studie in einem Satz zusammenfassen?
Männer sind nicht länger das stärkere Geschlecht. So haben wir zumindest die Pressemitteilung zur Studie überschrieben.