Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Gefährliche Überbleibsel in Bad Klosterlausnitz
Gesprengt wird noch bis 2021 – dann soll das Gelände der früheren Luftmunitionsanstalt granatenfrei sein
BAD KLOSTERLAUSNITZ. Auf dem Gelände der ehemaligen Luftmunitionsanstalt in Bad Klosterlausnitz wird noch mindestens drei Jahre lang Fundmunition gesprengt. „Laut Plan soll die Beräumung im Jahr 2021 beendet sein“, sagte Stephan Sachse, Ordnungsamtsleiter der Stadt, auf Anfrage. Eine Garantie auf die restlose Beräumung könne jedoch nicht gegeben werden. Die Flächen würden nach menschlichem Ermessen und den derzeit technischen Möglichkeiten beräumt und erst nach entsprechender Kontrolle freigegeben. Immer wieder werden auf dem sogenannten Muna-gelände Brandund Sprengbomben mit einem bis 250 Kilogramm Gewicht gefunden. „Im vergangenen Jahr sind sogar drei Bombenminen des Typs ,Monika‘ mit einem Gewicht von jeweils 1000 Kilogramm entdeckt worden“, berichtete Sachse. Zudem finden die Experten Spreng-, Panzer-, Wurfgranaten, Panzerfäuste, Handgranaten sowie Handwaffen- und Bordwaffenmunition der Luftwaffe. Häufig muss die gefährliche Fracht vor Ort gesprengt werden. „Eine Sprengung erfolgt immer, wenn die Transportsicherheit nicht gegeben ist“, erläuterte der Ordnungsamtschef. Einige Munition müsse auch gesprengt werden, wenn sie noch intakt sei, der Transport aber zu hohe Risiken berge. „Dies hat meist was mit dem verbauten Zündsystem zu tun.“Wenngleich die Munition zum größten Teil aus der Luftmunitionsanstalt stammt, entdecken die Spezialisten immer wieder Fundmunition aus den umliegenden Ortschaften, die bei Kriegsende durch die Alliierten sichergestellt wurde. „Außerdem liegt auf dem Gelände Munition, die hier durch die staatlichen Munitionsbergungsdienste der DDR entschärft oder vernichtet wurde, da im Areal Spreng- und Brandplätze betrieben wurden“, erklärte Sachse. Bereits 1934 war mit dem Bau der Luftmunitionsanstalt 5/IV Oberndorf begonnen worden. Ab 1936 wurden hier Munition eingelagert sowie Sprengkörper zusammengesetzt und sprengfertig gemacht. Defekte Munition wurde auseinandergenommen und gesprengt. Im Verlauf des Krieges galt dies auch für erbeutete Munition. Ab 1944 wurden zu den Arbeiten auch Häftlinge eingesetzt. Nach dem Krieg nutzte die Nationale Volksarmee (NVA) das Gelände als Übungs- und Schießplatz. Bisweilen wird Munition aus anderen Staaten des Warschauer Vertrags gefunden. Auch in den nächsten Jahren wird Munition entdeckt, gesprengt oder entsorgt werden. Aber auch nach 2021 könnte es sein, dass ein Pilzsammler noch etwas fände. (dpa)