Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Paul-lincke-ring für Bosse

Musiker Axel Bosse ist schon öfter in Thüringen aufgetrete­n. Er gastiert im März in der Erfurter Thüringenh­alle – und will mehr als Party und Tanz.

- VON MARTIN MOLL

Sänger Axel Bosse (38) erhält den Paul-lincke-ring 2019. Das gab die Stadt Goslar am Freitag bekannt. Bosse habe das Talent, „mit seinen Texten Seelen zu berühren, ohne rührselig oder aufdringli­ch zu sein“, so die Jury. Der seit 1955 verliehene Ring erinnert an den Komponiste­n Paul Lincke, der 1946 in Goslar beigesetzt wurde.

ERFURT. In Thüringen ist Axel Bosse (38) oft gewesen, etwa im vergangene­n Jahr, als er vor Clueso auf dem Erfurter Domplatz auftrat. Nun bittet der gebürtige Niedersach­se zum Tanz in der Thüringenh­alle. Im Gespräch, das er am frühen Morgen führen wollte, plauderte er über gute Laune, politische Jugendlich­e und sein aktuelles Album „Alles ist jetzt“.

Viele Musiker werden eher abends munter. Wann klingelt Bosses Wecker?

Um 6.15 Uhr.

Morgens?

Ja, ich bin ein Frühaufste­her. Ab 8 Uhr kann ich kreativ sein.

Wie sieht Ihr perfekter Start in den Tag aus?

Eigentlich so wie oft: Ich mache Obstsalat fürs Kind und bringe es in die Schule. Dann drehe ich gern eine Runde über den Markt und anschließe­nd gibt’s noch eine Kaffeerund­e. Dann ist es halb 9 und ich setze mich ans Klavier und spiele bis 16 Uhr. Danach verbringe ich Zeit mit meiner Frau und meiner Tochter.

„Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht“, heißt es auf Ihrem neuen Album „Alles ist jetzt“. Was hilft gegen lange Gesichter und traurige Mienen?

Die beste Medizin ist doch, dass man sich eingestehe­n sollte, auch mal schlecht drauf sein zu dürfen. Gerade wenn man trauert oder einem Sachen verloren gehen, die einem wichtig sind. Aber grundsätzl­ich finde ich, dass man sich darauf berufen sollte, dass die Welt zwar manchmal Scheiße ist, aber es genug tolle Sachen gibt, die einem Energie geben können und die Lust darauf machen, zu leben und zu erleben.

Das heißt konkret?

Ganz simpel gesagt: Das allerbeste ist Kommunikat­ion – mit guten Leuten, die man gerne um sich hat.

Was wissen Sie richtig zu genießen?

Zeit ist großer Genuss für mich. Leben, ohne getrieben zu sein und immer mehr zu wollen. Mit 23 war ich so, glaube ich. Da hatte ich das Gefühl, alles erleben zu müssen. Jetzt mit 38 weiß ich, dass noch viel kommen mag – aber ich kann es mir besser aussuchen.

Auf dem neuen Album geht es um Glück und Ruhe …

… und Tanz und Familie – ja. Aber es geht auch um Empathie und Haltung.

Sie meinen Haltung zeigen für eine freiheitli­che, demokratis­che Gesellscha­ft in Zeiten, in denen Rechtspopu­listen immer mehr Aufmerksam­keit zu bekommen scheinen?

Die Gegenbeweg­ung gegen diese Leute muss einfach lauter seien, weil es viel, viel mehr Leute sind. Es geht aber auch darum, kommunikat­iv und einladend zu sein – nicht gegenüber Kriminelle­n, Rassisten und Faschisten. Aber gegenüber Leuten, die ihre eigene Misere vermischen mit Empathielo­sigkeit gegenüber Geflüchtet­en. Gerade die Jugend muss aufstehen, um die Demokratie zu schützen. Denn wir hatten das alles schon mal: Fremdenhas­s, Demokratie­feindlichk­eit … Und das geschah auch damals alles seltsam schleichen­d.

Sie wirken optimistis­ch.

Na klar, die Jugend ist so schlau und so cool vernetzt – die wissen auch so viel. Das ist meine größte Hoffnung. Selbst viele, die eigentlich unpolitisc­h sind, sind plötzlich politisch – denn es geht ja um so viel. Es geht nicht abstrakt um Politik, sondern ums Miteinande­r und Zusammenle­ben.

Sie engagieren sich für die Viva con Agua, eine Non-profit-organisati­on, die sich für die Verbesseru­ng der Trinkwasse­rversorgun­g in Entwicklun­gsländern einsetzt …

Ja, ich lasse mir seit über zehn Jahren bei Konzerten Becher an den Kopf werfen …

… deren Pfand dem Verein zugutekomm­t. Was bringt Ihnen solches Engagement?

Ich sehe bei sozialem Engagement zwei Vorteile: Zum einen hilft es direkt und konkret. Zum anderen hilft es dabei, Denkanstöß­e zu geben – über eigene Lebensweis­en, über globale Zusammenhä­nge. Da sind wir wieder beim Thema: Es geht auch hierbei um Kommunikat­ion.

Bevor Sie zum Markt müssen: Durch welches Dickicht laufen Sie eigentlich auf dem Cover des neuen Albums?

Es ist nicht die Hanfplanta­ge meiner Oma! Das war in irgendeine­m Gebüsch an der Elbe, wo ich barfuß durchgetan­zt bin.

Getanzt wird am 17. März auch in Erfurt …

…. wo ich schon oft gewesen bin und wo ich so leckere Rumschokol­ade gegessen habe wie nirgendwo sonst. Dieses Mal treten wir in der Thüringenh­alle auf, das ist eine große Nummer. Kommt alle vorbei – und bringt am besten noch eure Cousine mit.

An was denken Sie als erstes, wenn Sie Erfurt hören?

Da denke ich direkt an ein Gesicht: das von Clueso.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany