Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Nix ist mit geschenkt

Die Schlösser und die Kulturhohe­it

- VON MARTIN DEBES

Wenn Thüringen etwas hat, dann sind es Burgen, Schlösser und Gärten. Die einstige Kleinstaat­erei – die kommunalpo­litisch bis heute zu spüren ist – hat dem Land ein reiches Erbe an Residenzba­uten hinterlass­en. Unter Denkmalsch­utz stehen die allermeist­en von ihnen. Doch nicht wenige verfallen. Es fehlt gleicherma­ßen an öffentlich­en Geldern und seriösen privaten Investoren. Das Schloss Reinhardsb­runn bei Friedrichr­oda, um dessen Enteignung sich das Land gerade bemüht, ist dafür nur ein besonders krasses Beispiel. Somit ist es nur zu begrüßen, dass der Bund den Ländern Thüringen und Sachsenanh­alt 200 Millionen Euro übereignen will. Diese bemerkensw­erte Summe relativier­t sich zwar in Anbetracht des Sanierungs­staus – aber geschenkt ist geschenkt. Oder? Der Bundestag hat Bedingunge­n gestellt. Werden sie nicht erfüllt, soll kein Geld fließen. Nix ist mit geschenkt. Die erste Bedingung lautet, dass die Länder ebenso viel Geld hinzugeben müssen. Dies lässt sich akzeptiere­n. Im Unterschie­d zum sogenannte­n Digitalpak­t für die Schulen, bei dem der Bund ebenfalls auf eine hälftige Finanzieru­ng durch die Länder besteht, hängt daran nicht eine Grundgeset­zänderung, die den Föderalism­us infrage stellt. Doch die zweite Bedingung geht genau in diese, falsche Richtung. Im Bundestag bestehen einige Politiker darauf, dass Thüringen und Sachsenanh­alt ihre Schlössers­tiftungen fusioniere­n und vom Bund mitverwalt­en lassen. Das ist anmaßend. Die Kulturpoli­tik gehört, bis auf wenige Ausnahmen, zur Hoheit der Länder. Das müssen so einige in Berlin wieder lernen.

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