Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Gernröder empfängt Sakrament der Taufe

Christoph Matthes von der Sollstedte­r Carnevalsg­esellschaf­t gehört nun zur „Gemeinscha­ft des Gottesvolk­es“

- FOTO: ANTONIA PFAFF

Pfarrer Markus Könen spendet Christoph Matthes das Sakrament der Taufe. Das Besondere: Es erfolgt im Rahmen der zehnten Karnevalis­tenmesse in der Leinefelde­r Bonifatius­kirche. Für das aktive Mitglied in der Sollstedte­r Carnefasch­ing“, valsgesell­schaft steht seit einem Jahr fest, dass es sich nur bei dieser Messe taufen lässt. „Bei mir ist das ganze Jahr sagt der Täufling danach überglückl­ich.

Festlich und in Karnevalsr­obe zieht es am Donnerstag­abend die Jecken in die Leinefelde­r Bonifatius­kirche. Grund für das närrische Pilgern: die zehnte Karnevalis­tenmesse. Pfarrer Markus Könen stellt sie unter das Motto „Mit allen Wassern gewaschen“. Den Leitgedank­en wählt der Geistliche bewusst aus, denn bei der Messe lässt sich erstmals ein Jeck taufen und wird „mit dem Wasser in die Gemeinscha­ft des Gottesvolk­es aufgenomme­n“, wie Pfarrer Könen es in der Einladung schreibt. Und damit zeige sich einmal mehr, „wie christlich­er Glaube und Karneval miteinande­r verbunden sind, weil beide ihren Ursprung in der Auferstehu­ngshoffnun­g haben.“Diese Verbundenh­eit solle auch in diesem Jahr gezeigt und gefeiert werden.

Eigenschaf­ten des Kamels im Fokus

Eine Krippe sei erst dann vollständi­g, wenn die Heiligen drei Könige auch dabei sind, meint Pfarrer Könen. Auch ein Kamel gehöre in seinen Augen dazu, obwohl in der Bonifatius­kirche keines steht. „Aber es ist nicht schlimm, es sitzen schließlic­h heute genügend in der Kirche“, scherzt der Geistliche. Das Kamel sei ein besonderes Tier, an dem sich die Christen und Karnevalis­ten orientiere­n könnten. Markus Könen beginnt mit dem Kopf und dem Gesicht des Tieres. Es würde immer freundlich schauen und den Kopf dabei nach oben tragen. Aber keinesfall­s hochnäsig wirken und den Bezug zum Boden verlieren, betont der Pfarrer. Anders sei es bei einer Giraffe, der Kopf wäre viel zu weit vom Boden weg und sie würde Kontakt, Bezug und Übersicht verlieren. Zum Gesicht des Kamels gehörend, spricht er die Nase an. Diese wäre sehr gut, denn damit würden die Tiere Oasen in der Wüste finden, auch wenn sie tagelang keine Flüssigkei­t zu sich genommen hätten. Der Pfarrer stellt an der Stelle wieder den Bezug zu den Christen und Karnevalis­ten her: Denn sie bräuchten auch einen „guten Riecher“, wie es umgangsspr­achlich heißt. Das bedeute, dass sie das Gute, Verborgene (heraus-)finden und verkünden sollen. Der Rücken des Tieres ist breit und stabil. Die zwei Höcker ermögliche­n das Tragen von Lasten. Besonders an dieser Stelle appelliert Pfarrer Könen an die anwesenden Christen und Karnevalis­ten. Es sei wichtig, dass die Lasten auf vielen Schultern verteilt seien. „Der Karneval kann nur gelingen, wenn jeder seine Aufgaben übernimmt.“Aber eben auch hilft, wenn es bei einem anderen zu viel wird. Schlussend­lich wird das Kamel von vier starken kurzen Beinen getragen. Der Geistliche nennt sie „Säulen“. Sie geben dem Tier Standfesti­gkeit und Nähe zum Boden. „Auch wir Christen stehen fest in der Welt, auch in schwierige­n Verhältnis­sen“, predigt der Heiligenst­ädter Pfarrer. Er wünscht den Anwesenden diese Standfesti­gkeit, aber auch die vielen anderen Eigenschaf­ten des Kamels. Und das nicht nur in der Faschingsz­eit, sondern immer und überall. Für Christoph Matthes ist diese Karnevalis­tenmesse eine ganz besondere. Nicht nur, weil er leidenscha­ftlicher Faschingsf­an ist. Nein, er wird in dieser Messe getauft. Seine Frau und Kinder sind bereits getauft, meint Pfarrer Könen. Und nun wolle auch der Papa und Ehemann diesen Schritt gehen. Die Idee sei vor etwa einem Jahr entstanden und dann habe es zwischen dem Täufling und dem Pfarrer viele Gespräche gegeben. Nun, zur 10. Karnevalis­tenmesse wird es für Christoph Matthes ernst. Im feierliche­n Rahmen und mit viel Applaus erfolgen Taufe, Kommunion und Firmung in einem Schritt. Der Geistliche bekommt Unterstütz­ung von den Kindern des Täuflings, die bei diesem besonderen Moment dabei sind. Der neue Christ ist in der Sollstedte­r Carnevalge­sellschaft aktiv tätig. Denn er zählt zu den Leitungsmi­tgliedern. „Bei mir ist das ganze Jahr Fasching, ich bin auch im Landesverb­and Thüringer Karnevalve­reine“, sagt der Jeck nicht ohne Stolz. Für ihn gebe es deshalb auch keinen besseren Moment, um sich taufen zu lassen , als zur jährlichen Karnevelis­tenmesse. Der Gottesdien­st endet mit einer musikalisc­hen Darbietung eines Holunger Jecken. Und natürlich mit einem Witz des Geistliche­n, der für ein herzliches Lachen und Beifall sorgt, bevor Pfarrer Könen die Narren in ihre Jahreszeit entlässt.

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 ??  ?? FOTO: ANTONIA PFAFF Christoph Matthes lässt sich bei der Karnevalis­tenmesse in Leinefelde von Pfarrer Markus Könen taufen.
FOTO: ANTONIA PFAFF Christoph Matthes lässt sich bei der Karnevalis­tenmesse in Leinefelde von Pfarrer Markus Könen taufen.

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