Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

25.000 Menschen brauchen die Thüringer Tafeln

32 dieser Einrichtun­gen versorgen Bedürftige mit Lebensmitt­eln – Unterstütz­ung aus der Mitte der Gesellscha­ft fehlt

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In Thüringen kümmern sich 32 Tafeln mit 64 Ausgabeste­llen um die Versorgung bedürftige­r Menschen mit Lebensmitt­eln. Insgesamt engagieren sich etwa 1000 ehrenamtli­che Helfer, die ungefähr 25.000 Männer, Frauen und Kinder unterstütz­en, sagt der Vorsitzend­e des Landesverb­andes Thüringer Tafeln, Nico Schäfer. Die Nachfrage bei den Tafeln ist trotz der guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g in Thüringen gleich hoch geblieben, fügte er hinzu. Wie viele Tafeln im gesamten Bundesgebi­et auch, stößt man in Thüringen immer mehr an personelle Grenzen. So muss die Saalfelder Tafel als einer der größeren Vereine bereits seit geraumer Zeit mit nur zwei Fahrern auskommen. Die Schließung einer Thüringer Ausgabeste­lle droht nach Schäfers Angaben aber nicht. Wegen Personalma­ngels hatte die Tafel im niedersäch­sischen Osterode für Anfang Januar erstmals seit ihrer Gründung 2005 eine vorübergeh­ende Unterbrech­ung des Betriebs angekündig­t. Der Tafel-betrieb ist stark von freiwillig­en Helfern abhängig. Sie machen bundesweit 90 Prozent der rund 60.000 Mitarbeite­r aus. Laut Tafeldachv­erband arbeiten in östlichen Bundesländ­ern wie etwa Mecklenbur­g-vorpommern und Brandenbur­g durchschni­ttlich 15 Ehrenamtli­che pro Tafel, in Thüringen sind es statistisc­h ungefähr 30. In den Westländer­n helfen dagegen durchschni­ttlich 82 Ehrenamtli­che pro Tafel. Spezifisch für den Osten ist, dass sich vor allem die Betroffene­n selbst um den Betrieb der Einrichtun­gen sowie um die Aufarbeitu­ng und Verteilung der Lebensmitt­el kümmern. Eine Unterstütz­ung aus der Mitte der Gesellscha­ft findet man seltener, so der Thüringer Landeschef. Dadurch falle es auch schwerer, geeignete Personen etwa für die Buchhaltun­g oder die Öffentlich­keitsarbei­t zu finden. Das zeige sich selbst beim Landesverb­and, der vor allem Großspende­n einwirbt und verteilt. „Unsere Suche nach Unterstütz­ung für die Webseite oder die sozialen Netzwerke blieb bisher ohne Erfolg“, bedauert Schäfer. Eine Folge fehlender ehrenamtli­cher Spezialist­en zeige sich wie in ganz Deutschlan­d daher auch in Thüringen: Zunächst als selbststän­dige Vereine gegründete Tafeln würden von größeren, zum Teil auch profession­ell ausgericht­eten Trägern wie Wohlfahrts­verbänden übernommen. Schäfer schätzt den Anteil der noch selbststän­digen Ortstafeln in Thüringen auf etwa 40 Prozent. Er bittet vor allem junge Leute darum, sich mehr zu engagieren. Vielfach hilft es schon, wenn sie ein- oder zweimal im Monat bei einer der Tafeln mitmachen, sagt er. (epd)

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