Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
7500 Kilometer auf zwei Kontinenten
Die Brüder Ingo und Volker Bäringer aus Gotha starten erstmals bei der Rallye Dresden-dakar-banjul. Sie fahren durch sieben Länder, über Schotter- und Sandpisten sowie durch die Wüste, um einen Ford nach Gambia zu bringen. Der Verkauf aller Rallye-fahrzeu
Hilfe für Afrika! – Das ist mit Mühen und Strapazen verbunden. Ingo (58 Jahre) und Volker Bäringer (54) aus Gotha können davon „ein Lied singen – mit vielen Strophen“. Die beiden Brüder haben im wahrsten Sinn des Wortes dafür keine Kosten und Mühen gescheut. Sie beteiligten sich erstmals an der vom Verein „Breitengrad“organisierten Rallye Dresden-dakarbanjul. Die führt seit mehreren Jahren zweimal im Jahr nach Afrika. Die abenteuerliche Fahrt ist für die Bäringers kein Selbstzeck. Sie wollen ein Auto, einen runderneuerten Ford nach Gambia bringen. Die Rallye-autos sollen in dem afrikanischen Land für karitative Zwecke versteigert werden. Mit dem Erlös unterstützt die Dresdenbanjul-organisation (DBO) im Großraum Serekunda Hilfsprojekte, Krankenhäuser und Schulen. Ingo Bäringer hat das erfahren und seinem Bruder davon erzählt. „Da könnten wir doch daran teilnehmen“, sagen sich die unternehmungslustigen Brüder. Auf das Schrauben an Autos verstehen sie sich, besonders Volker. Fernreisen sind Ingos Leidenschaft. Nur sind die Dimensionen andere. Rund 7500 Kilometer gilt es zu bewältigen. Die Autobahnen Europas sind die kleinste Hürde. Ganz anders stellt sich die Fahrt auf den asphaltierten Straßen (mit und ohne Schlaglöcher) des afrikanischen Kontinents, auf staubigen Pisten und durch den Sand der Sahara dar. Durch zwei Kontinente und sieben Länder führt die Tour, auch durch das Niemandsland, die Westsahara zwischen Marokko und Mauretanien. Übergriffe dort können nicht ausgeschlossen werden. Die Bäringers scheuen diese Herausforderungen nicht. „Als ich gesehen habe, dass mit der Rallye Kindern in Afrika geholfen wird, war ich Feuer und Flamme“, sagt Volker Bäringer. Sie bereiten ihr Projekt von langer Hand vor. Anfang 2018 ordern sie einen Ford Tourneo (Baujahr 2004). Während der folgenden Monate bringen sie den Wagen auf Vordermann. Andreas Jentsch aus Emleben unterstützt sie dabei maßgeblich. Auch von Johannes Albrecht, Klaus Piegert und Zsolt Schwan erfahren sie Unterstützung. Mit Sponsoren tragen sie Hilfsgüter zusammen, auch Mitbringsel wie Kugelschreiber sowie Schuhe, Kleidung und Laptop. Volkers Tochter Jette packt einen Ball für Kinder dazu. Das Wageninnere muss umgebaut werden, um das alles zu fassen. Das wird sich noch anderweitig als hilfreich erweisen. Ausreichend Konserven und Trinkwasserbehälter gilt es zu verstauen. Schließlich führt die Rallye durch die Wüste. Doch zuerst geht es Anfang November gen Osten. Auf dem Postmarkt in Dresden werden die Teilnehmer der 26. Rallye zum Prolog begrüßt. Der eigentliche Start erfolgt im Ort Hohnstein in der Sächsischen Schweiz. Dort werden die 36 Rallye-teams sowie die Fahrzeuge der Organisatoren verabschiedet. Einige stoßen während der Fahrt zum ersten Etappenort, Mulhouse in Frankreich, hinzu. Bis zum Fährhafen in Algeciras im Süden Spaniens fährt jedes Fahrzeug für sich allein auf der vorgezeichneten Route. Schon auf dem Weg dorthin droht für die Bäringers das vorzeitige Ende: In Spanien tanken sie Benzin statt Diesel. Eigentlich das Todesurteil für den Motor. Doch der Schaden kann behoben werden. „Man lernt eben immer dazu“, bemerkt Volker. Das gilt auch für Länder und Leute. Der erste Eindruck von Afrika: Mächtige Grenzanlagen in Tanger, pulsierend ist das Leben in Marrakesch. Die Fahrt durch die Wüste ist ein Abenteuer. Mehrfach bleiben Autos stecken. Der Ford der Gothaer wird von Einheimischen per Traktor aus dem Sand gezogen. „Auf der gesamten Reise sind wir mit offenen Armen empfangen worden.“Kurz vorm Ziel erkrankt Volker Bäringer schwer. Er bekommt Infusionen, gibt aber nicht auf. Der Ford wird zum Sanitätswagen. 16 Stunden wird der Patient durchgerüttelt. Nach knapp drei Wochen und Strapazen treffen alle Autos im Banjul ein, im „Blu Kitchen“. Die Gaststätte ist ein Hilfsprojekt des DBO. Von weiteren erfahren die Fahrer in den nächsten Tagen: Schulen, Lehrwerkstätten, Kliniken, eine Biomüllanlage. Vieles zielt auf Hilfe zur Selbsthilfe. Die Versteigerung der Autos bringt 63.625 Euro – der beste Novemberrallye-erlös, so die Organisatoren. Der Ford der Bäringers trägt knapp 2000 Euro bei. „Wir waren sicher, dass durch die Autospende und unsere persönlich übergebenen Güter die Hilfe für Westafrika die richtigen Personen trifft“, sagt Ingo Bäringer. Für Bruder Volker steht fest: „Das war nicht meine letzte Rallye nach Afrika.“