Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Reißt die Mauern nieder!
PFARRER MARKUS HAMPEL ÜBER MAUERN UND WO SIE BEGINNEN
Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!“Als Walter Ulbricht im Juni 1961 mit dieser großen dokumentierten Lüge auf die Frage einer Journalistin antwortete, ahnte kaum jemand, dass genau das wenige Tage später Realität wurde. Die „Mauer“wurde gebaut, der „antifaschistische Schutzwall“errichtet und damit für 28 Jahre viel Leid über eine Nation gebracht.
In unseren Tagen will auf der anderen Seite der Welt wieder einer eine Mauer bauen. Er versprach es im Wahlkampf. Und nun will er seine Glaubwürdigkeit wiedergewinnen, indem er ausgerechnet dieses Versprechen in die Tat umsetzt. Auch hier wird gelogen. Menschen werden instrumentalisiert, um Machtpläne und den Wohlstand Weniger zu sichern. Dafür ist er sich nicht zu schade, eine Nation als Geisel zu nehmen.
Mauern beginnen in den Köpfen, entstehen, wo wir Unterschiede machen, uns als etwas Besseres dünken. Mauern grenzen ab. Mauern grenzen aus oder ein, je nach Betrachtungsweise. Sie entsprechen nicht der Natur des Menschen, bringen Leid und kosten Unsummen.
Am Sonntag feiern Christen das Fest „Taufe des Herrn“und beschließen damit den Weihnachtsfestkreis. Wir feiern einen, der sich klein macht und dennoch gekommen ist, jede Mauer umzureißen, jede Ausgrenzung zu beseitigen. Wir feiern den, der keine Unterschiede zwischen den Menschen macht, weil er einen Unterschied macht. Weil er zu den Menschen in den Vereinigten Staaten genauso kommt, wie zu denen in Mexiko. Johannes der Täufer kündigt ihn an, indem er uns auffordert, Mauern niederzureißen, Trennendes zu beseitigen, den Weg zu bahnen, wie es Jesaja auch sagt. Viel zu tun in unruhigen Zeiten! Machen wir uns dazu immer wieder Mut! Die eine Mauer ist, Gott sei Dank, wieder weg. Hoffentlich wird die andere nicht gebaut! Einen frohen Sonntag mit unverstelltem Blick wünsche ich!