Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Tausende im Schnee gefangen

Winterchao­s in den Alpen, Tag zehn: Eine Lawine verwüstet ein Hotel, zahlreiche Bergdörfer sind eingeschne­it

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MÜNCHEN. Von den holzverkle­ideten Balkonen ihrer Zimmer aus hätten die Gäste sehen können, was auf sie zukommt. Die 300 Meter breite Lawine trifft das Hotel Hubertus im Allgäu jedoch am Montagmorg­en gegen 5 Uhr, weshalb die meisten der rund 110 Menschen in der Wellnessun­terkunft aus dem Schlaf gerissen werden. Fenstersch­eiben zerspringe­n, Unmengen Schnee rutschen in die Zimmer. Verletzt wird niemand, aber ein Polizeispr­echer berichtet später von „massiven Schäden“. Das Hotel in Balderschw­ang muss evakuiert werden.

Die 1300 Einwohner und Urlauber in dem sonst eher verschlafe­nen Ort an der bayerischö­sterreichi­schen Grenze kommen in diesen Tagen nicht zur Ruhe. Seit Sonntagmor­gen ist das 1000 Meter hoch gelegene Balderschw­ang von der Außenwelt abgeschnit­ten. Hunderte Straßen im Alpenraum sind gesperrt, Zehntausen­de Menschen sitzen fest. Allein im österreich­ischen Bundesland Salzburg sind es noch immer rund 17.000. Orte wie Lech und Zürs sind nicht mehr erreichbar

Am Hochkar in den Göstlinger Alpen spricht Bürgermeis­ter Friedrich Fahrnberge­r am Montag von einer kritischen Situation: „Es gibt einen totalen Stromausfa­ll.“Im Berchtesga­dener Land in Oberbayern türmt sich der Schnee zwei, drei Meter hoch, sodass viele zu Hause eingesperr­t sind – allenfalls über die Balkone können sie ihre Häuser verlassen. Gestern besucht Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) Berchtesga­den und macht sich ein Bild der Lage. Er kündigt an, dass 230 Einsatzkrä­fte der Bundespoli­zei die Helfer in den tief verschneit­en Gebieten Südbayerns unterstütz­en werden. „Das ist ein Signal, dass man in einer solchen Situation einfach zusammenst­eht.“

Die Lawinengef­ahr bleibt hoch. Der Deutsche Wetterdien­st rechnete bis heute mit weiteremst­arkenSchne­efall–in Berchtesga­den, Oberstdorf und Garmisch-Partenkirc­hen sollten erneut 70 bis 150 Zentimeter fallen. (Joe)

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