Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Benedikt aus Brehme bekommt einen Lift

Nach Spendenakt­ion erfolgt nun der Einbau

- VON SIGRID ASCHOFF

Benedikt Dräger bekommt nun endlich in seinem Elternhaus einen Lift. Der Siebenjähr­ige kam als Frühchen auf die Welt. Durch Sauerstoff­mangel bei der Geburt ist er beeinträch­tigt, kann bislang nicht allein sitzen und laufen. Tatkräftig hatten nun die Dorfbewohn­er das Vorhaben unterstütz­t.

Bei einer großen Schrottsam­melaktion, die Geld bringen sollte, kamen in Brehme sowie in Teistungen und Dingelstäd­t 25 Tonnen zusammen, was einen Erlös von 4650 Euro ausmacht. Die Firma Wedekind, die das Projekt ebenfalls unterstütz­te, rundete den Betrag auf 5000 Euro auf.

Außerdem spendeten viele Privatpers­onen und Unternehme­n. Die Tabaluga-Schule übergab beispielsw­eise 526 Euro, vom Lions Club kamen 1000 Euro, 620 Euro überreicht­e der FC-Bayern-Fanclub Brehme. (sma)

Geschäftig­es Treiben herrscht am Montagmorg­en im Haus von Familie Dräger in Brehme. Heute wird der Hauslift für Benedikt eingebaut, für den sich ein ganzes Dorf stark gemacht hat.

Benedikt ist sieben Jahre jung, er kam als Frühchen auf die Welt. Durch Sauerstoff­mangel bei der Geburt ist er beeinträch­tigt, kann bislang nicht allein sitzen und laufen.

Vor dem Haus wird gerade der Laster entladen, der den Homelift einer Kölner Firma anliefert. Mama Kathrin Dräger kann es kaum fassen, dass der große Wunsch nun in Erfüllung geht. Während die beiden Monteure alle Teile die Treppe hinauf tragen, ist auch Oma Rita Dräger, die gute Seele des Hauses, fleißig. Da bei den Eichsfelde­rn Gastfreund­schaft groß geschriebe­n wird, kümmert sie sich um Kaffee und bereitet schon mal das Mittagesse­n für alle vor. Die Seniorin ist erleichter­t, denn nun muss sie Benedikt, wenn sie sich um ihn kümmert, nicht mehr die steile Treppe hoch und runter tragen. „Das ist auch für meine Mutter eine enorme Entlastung, denn das Unterfange­n ist ja nicht ungefährli­ch“, sagt Kathrin Dräger mit Freudenträ­nen in den Augen.

Dass die Brehmer und andere hilfsberei­te Menschen ihre Familie finanziell so stark unterstütz­en würden, das hätten sie und Benedikts Vater Tobias Fulle nicht für möglich gehalten. 35.000 Euro müssen insgesamt für den Lift samt Einbau und Umbau der Zimmer gestemmt werden. „Ich denke, das Geld ist zusammen“, sagt Kathrin Dräger und atmet einmal tief durch.

Gekommen ist an diesem Morgen auch Patrick Schotte, der erste Beigeordne­te der Gemeinde. Bei ihm liefen die Fäden für die große Schrottsam­melaktion zusammen, die Geld in die Kasse von Benedikts Familie bringen sollte und die ein großer Erfolg war. „Wir hatten mit ein, zwei vollen Containern gerechnet, am Ende waren es vier“, sagt er. Insgesamt 25 Tonnen Altmetall kamen in Brehme, Teistungen und Dingelstäd­t am Ende zusammen. „Das ist ein Reinerlös von rund 4650 Euro. Die Firma Wedekind hat auf 5000 Euro aufgestock­t“, kann Patrick Schotte nun berichten.

Dass die Brehmer samt Unterstütz­ern so für einander einstehen, macht ihn stolz. Beispielsw­eise erbrachte ein Kuchenbasa­r der Worbiser TabalugaSc­hule 526 Euro, vom Lions Club kamen 1000 Euro, der Fördervere­in der Grundschul­e und die Kinder übergaben 444 Euro. Und 620 Euro überreicht­e der FC Bayern Fanclub Brehme. „Die Mitglieder haben auch gleich noch eine Anfrage auf Unterstütz­ung beim FC Bayern gestellt“, erzählt Patrick Schotte. Er ist von dem Engagement beeindruck­t, wurden ihm doch auch für Benedikts Familie viele Umschläge mit Geldspende­n übergeben–vonPrivatp­ersonen wie von Unternehme­n. Auch Kathrin Dräger hatte so manchen Brief im Postkasten. Zudem gab es ganz praktische Hilfe: Der Maler tapezierte das Zimmer beispielsw­eise kostenlos. „Das funktionie­rt nur in einem Dorf. Wenn man sich persönlich kennt, kann man solche Aktionen erfolgreic­h durchführe­n. Das ist typisch Dorf“, meint der Brehmer, der trotzdem von der großen Resonanz überrascht ist.

„Mit so viel hilfsberei­ten Menschen hätten wir nie gerechnet. Jeder hat ja heute mit sich zu tun, eigene Probleme. Und wir wollten nicht jammern, das Vorhaben allein stemmen, aber irgendwann waren wir am Ende unserer Kräfte. Wir sind über unseren Schatten gesprungen und haben uns an die Öffentlich­keit gewandt. Solch ein Schritt ist nicht leicht, doch wir sind Eltern, da muss man sich etwas trauen. Schließlic­h macht man das alles für sein Kind. Heute sind wir allen so dankbar“, sagt Kathrin Dräger. Sie weiß auch, dass sich Benedikt sehr auf den neuen Lift freut und verrät, dass ihr kleiner Sohn schon ein bisschen aufgeregt ist.

Zwei Tag wird es dauern, bis der Lift im Haus installier­t ist, sagt Sven Henry Wegerich, der im Auftrag der Firma Lifton im Eichsfeld ist. Und auch er hat noch eine Überraschu­ng. Wegerich sicherte zu, dass die ersten technische­n Inspektion­en von der Firma kostenlos übernommen werden. Benedikt bekommt ein Modell, das maximal drei Personen oder einen Rollstuhl transporti­eren kann. Am Dienstag kann der kleine Junge seine erste Probefahrt ins Obergescho­ss absolviere­n.

 ??  ?? Bevor der siebenjähr­ige Benedikt mit dem Lift fahren kann, braucht es einige Vorarbeite­n in seinem Elternhaus.
Bevor der siebenjähr­ige Benedikt mit dem Lift fahren kann, braucht es einige Vorarbeite­n in seinem Elternhaus.
 ?? FOTO: SVEN HENRY WEGERICH ?? Kathrin Dräger und der kleine Benedikt schauen gespannt zu, wie der Lift installier­t wird.
FOTO: SVEN HENRY WEGERICH Kathrin Dräger und der kleine Benedikt schauen gespannt zu, wie der Lift installier­t wird.
 ??  ?? Marcus Blumenberg freut sich über die Fortschrit­te. Der Durchlass für den Lift ins obere Geschoss ist fast fertig.
Marcus Blumenberg freut sich über die Fortschrit­te. Der Durchlass für den Lift ins obere Geschoss ist fast fertig.
 ?? FOTOS: SIGRID ASCHOFF () ?? Olaf Förster befasst sich mit dem Innenleben des neuen Lifts, den Benedikt in Brehme nun bekommt.
FOTOS: SIGRID ASCHOFF () Olaf Förster befasst sich mit dem Innenleben des neuen Lifts, den Benedikt in Brehme nun bekommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany