Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Liebe und Zuwendung gefordert
Dreifaltigkeitswallfahrt auf dem Hülfensberg diesmal ohne Prozession. Gebete für den verstorbenen Pater Jordan
„Menschen brauchen Beziehungen, Gespräche, Austausch und Vielfalt“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag zu den auf dem Hülfensberg versammelten Pilgern der Dreifaltigkeitswallfahrt angesichts wachsender Vereinsamung in der Gesellschaft.
Der Prediger schlug den Bogen zu einem extremen Beispiel aus der Geschichte, das hier und da in der Welt leider hoch aktuell sei. So habe schon vor fast
200 Jahren in Nürnberg das Schicksal von Kaspar Hauser auf tragische Weise verdeutlicht, was geschieht, wenn ein Mensch keine Zuwendung und Liebe erfährt. Der damals etwa
16-Jährige sei über Jahre in einem dunklen Verlies bei Wasser und Brot eingesperrt gewesen und litt an vollständigem Reizentzug.
Ein Gebot auch in heutiger Zeit müsse deshalb sein, anderen Menschen mit Liebe und Zuwendung zu begegnen. „Es ist eine Aufgabe des Christentums, den Menschen groß zu machen“, verwies Bischof Kohlgraf auf ein vordringliches Anliegen.
In ihre Fürbitten und Gebete schlossen die Pilger den in den Morgenstunden des Wallfahrtstages verstorbenen Franziskanerpater Jordan Tentrup ein. „Mit ihm verlieren wir einen warmherzigen und den Menschen zugewandten Mitbruder. Sein Humor und sein herzhaftes Lachen werden uns fehlen. Aber nicht nur uns, sondern auch vielen Wallfahrern und Freunden des Hauses“, heißt es von den Mitbrüdern. Am Freitag, 14 Uhr, findet das Auferstehungsamt in der Wallfahrtskirche statt, anschließend ist die Beerdigung.
Weil auch der Himmel an diesem von Trauer überschatteten Wallfahrtstag „geweint“hatte, musste die Prozession erstmals seit vielen Jahren ausfallen. Frohen Mutes traten jedoch Kathrin Brübach und Uta Oesterheld ihre Rückreise an. Sie gehörten zu den 16 Pilgern, die sich bereits um 2.15 Uhr von Birkenfelde aus zu Fuß auf den Hülfensberg aufgemacht hatten. Von Uder und Talwenden war um 2.30 Uhr eine 23-köpfige Wallfahrergruppe mit dem Reisesegen von Pfarrer Heribert Kiep aufgebrochen.