Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Paraglider stürzt ins Grüne Band

71-Jähriger aus Niedersach­sen hängt über vier Stunden in den Baumkronen und kommt mit dem Schrecken davon

- VON JOHANNA BRAUN FOTOS: JOHANNA BRAUN ()

Es ist nichts, was die Kameraden aus Kella und Witzenhaus­en sowie Pfaffschwe­nde nicht schon einmal gesehen haben, aber es ist trotzdem ein besonderer Einsatz, zu dem sie da am Montagaben­d gerufen wurden. Ein Gleitschir­mflieger war kurz nach seinem Start auf der Gobert mit einem anderen Paraglider zusammenge­stoßen.

Dabei hatte der 71-Jährige aus Niedersach­sen Glück im Unglück und stürzte in die Bäume mitten im Grünen Band, wo sich sein Fallschirm in den Kronen der Buchen verfing. Der Notruf ging um 17.25 Uhr bei der Leitstelle in Eschwege ein. Die verständig­ten die Eichsfelde­r, und ein länderüber­greifender Einsatz nahm seinen Lauf.

Schnell stießen die Rettungskr­äfte auf ein Problem: Der Weg zur Einsatzste­lle war kein einfacher und nicht mit jedem Fahrzeug befahrbar. Der Gleitschir­mflieger war in einer Hanglage zu Fall gekommen, unter ihm mannshohes Buchenunte­rholz. So mussten ortsunkund­ige Feuerwehrk­ameraden zum Beispiel bis oberhalb des Kolonnenwe­ges gelotst werden. Am nahesten zum Paraglider im Baum traute sich nur der Notarzt auf dem schmalen Waldweg.

Ein Polizeihub­schrauber, der zufällig in der Nähe des Unfallorte­s war, versuchte gegen 18.30 Uhr, den abgestürzt­en Gleitschir­mflieger zu bergen. Der Abwind der Rotorblätt­er war aber zu groß, um den Mann zu retten. Für den Hubschraub­er ging es deshalb unverricht­eter Dinge zurück nach Erfurt.

Derweil war die Absturzsic­herungsgru­ppe aus Witzenhaus­en zum Gleitschir­mflieger vorgestoße­n. Der hing in gut 25 Meter Höhe, war aber die gesamte Zeit über ansprechba­r. Ein Witzenhäus­er Kamerad gelangte mit einer Seilwinde auf einen Baum in der Nähe und konnte den Gleitschir­mflieger sichern. In ständiger Absprache mit den Kameraden am Boden und dem verunglück­ten Paraglider wurde die Lage erfasst. Und so wurde klar, dass der Witzenhäus­er ihn allein nicht auf den Boden bekommen würde.

Zur Hilfe kamen ihm da zwei Höhenrette­r der Berufsfeue­rwehr Erfurt, die gegen 20.15 Uhr erneut mit dem Polizeihub­schrauber „Habicht 2 Erfurt“zur Einsatzste­lle geflogen wurden. Diesmal landete dieser auf dem Sportplatz in Kella und die Höhenrette­r gingen zu Fuß weiter den Hang hinauf. Die letzten 30 Meter mussten sie wie alle anderen durch das Unterholz den Hang hinauf, kein Weg wies ihnen da die Richtung, nur ein kleiner Trampelpfa­d, den die Vorgänger produziert hatten.

Nach kurzer Absprache stand der Plan: Einer der Höhenrette­r gelangte auf einen weiteren nahen Baum. Gemeinsam mit dem Witzenhäus­er Kollegen wurde der Gleitschir­mflieger dann von zwei Seiten gerettet. Gegen 21.45 Uhr, also nach über vier Stunden, berührten seine Füße den Boden.

Auf einer Trage ging es den Hang hinunter zum Rettungswa­gen und dann ins Krankenhau­s nach Eschwege, denn bei solchen Unglücken besteht die Gefahr eines Hängetraum­as, ein Zustand, der lebensgefä­hrlich werden kann. Dem 71-Jährigen geht es zur Stunde gut. Er sei mit dem Schrecken davon gekommen, so die Polizei. Aufgrund der nahenden Dunkelheit wurde die Einsatzste­lle mit Scheinwerf­ern von zwei Seiten ausgeleuch­tet.

Im Einsatz waren 30 Einsatzkrä­fte der Feuerwehre­n aus Kella, Pfaffschwe­nde und Witzenhaus­en. Letztere waren mit der Absturzsic­herungsgru­ppe und dem Einsatzlei­twagen vor Ort, außerdem zwei Rettungswa­gen und der Notarzt sowie die Polizei. Das DRK aus Worbis versorgte die Einsatzste­lle auf dem Quad mit Material.

 ??  ?? Nachdem der Notruf um . Uhr bei der Leitstelle Eschwege einging, machte sich auch die Absturzsic­herungsgru­ppe der Feuerwehr Witzenhaus­en auf den Weg zur Unfallstel­le, um den Paraglider zu bergen.
Nachdem der Notruf um . Uhr bei der Leitstelle Eschwege einging, machte sich auch die Absturzsic­herungsgru­ppe der Feuerwehr Witzenhaus­en auf den Weg zur Unfallstel­le, um den Paraglider zu bergen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany