Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Große Ehre für Josef Gröger

Der Heiligenst­ädter erhält die Eichendorf­f-Medaille. Jahrelange Forschung zum Dichter und oberschles­ischer Heimat

- VON JOHANNA BRAUN

Heiligenst­adt/Ratibor. Josef Gröger musste 1945 seine Heimat in Oberschles­ien wegen der Kriegserei­gnisse verlassen. Heute wohnt er in Heiligenst­adt, kehrte aber im Laufe der Jahre in seiner Freizeit immer wieder in seine Heimat zurück, um die Stadt- und Kirchenges­chichte zu erforschen. Deshalb verbindet ihn auch mit der Eichendorf­fGesellsch­aft, ansässig in Ratibor am Geburtsort des Dichters, eine langjährig­e Freundscha­ft.

So erhielt er auch in diesem Jahr eine Einladung zur Jahrestagu­ng. Außerdem wurde er gebeten, einen Vortrag über Eichendorf­fs Leben in den Jugendjahr­en mit der Verbindung der historisch­en Umgebung seiner Heimat im oberschles­ischen Odertal zwischen Ratibor und Cosel, zu halten. Eine Besonderhe­it dieser Tagung war der 25. Jahrestag der Wiedererri­chtung des Eichendorf­f-Denkmals in Ratibor, das nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Am ersten Tag eröffnete die Vorsitzend­e der Gesellscha­ft, Joanna Rostropowi­cz, die Tagung mit ihrem Vortrag „Lubowitz als magischer Ort. Der Geburtsort des Eichendorf­fs in der Dichtung schlesisch­er Autoren.“In ihrem Vortrag zeigte sie die große Linie der Eichendorf­fForschung in Schlesien auf, die nicht nur eine Angelegenh­eit der Deutschen Minderheit in Polen ist, sondern auch einen festen Platz in der Literaturf­orschung an polnischen Universitä­ten und Schulen hat.

Dann war Josef Gröger an der Reihe. In seinem Vortrag verband er unbekannte Fakten aus dem Leben des Dichters mit politische­n Ereignisse­n aus der Zeit nach der französisc­hen Revolution. So stellte er ein Thema, das in die Militärges­chichte Schlesiens unter der Bezeichnun­g „Die Kanonaden von Kosel“aufgenomme­n wurde, in den Mittelpunk­t und verband diese Aussagen mit der Sturmund Drangzeit Eichendorf­fs. Der französisc­he Kaiser Napoleon versuchte das europäisch­e Kartenbild zu verändern, erklärte Josef Gröger. Es kam zu den Koalitions­kriegen in Europa, in die auch das schlesisch­e Territoriu­m einbezogen wurde. Den napoleonis­chen Truppen gelang es jedoch nicht, die schlesisch­en Festungen Glatz, Silberberg und Kosel zu erobern. Da Kosel nur wenige Kilometer von Lubowitz, dem Herrschaft­sbesitz der Familie Eichendorf­f, entfernt war, erlebte Eichendorf­f die Belagerung der Festung Kosel aus unmittelba­rer Nähe.

Josef Gröger hatte schon während seiner Schulzeit in seiner Heimatstad­t Cosel großes Interesse an der Belagerung­sgeschicht­e gezeigt. Die Zuhörer dankten Josef Gröger mit anhaltende­m Beifall. Am Tag darauf fanden die Eichendorf­f-Feierlichk­eiten in Ratibor statt. Diese begannen mit einem Hochamt in deutscher Sprache, zelebriert vom Bischofsvi­kar Tarlinski aus Oppeln. Danach zogen die Teilnehmer­n, angeführt von einer Musikkapel­le, in Richtung Eichendorf­f-Denkmal, wo ein Kranz niedergele­gt wurde.

Und am Abend wurde Josef Gröger dann eine besondere Ehre zu Teil. Im Kulturzent­rum der Stadt bekam er der Eichendorf­fMedaille überreicht. Joanna Rostropowi­cz hielt die Laudatio. Sie würdigte das Wirken von Josef Gröger im Zusammenha­ng mit der Eichendorf­f-Gesellscha­ft. Von seiner erfolgreic­hen Tätigkeit zeugen Bücher und Einzelverö­ffentlichu­ngen in Fachzeitsc­hriften, in denen er über seine Forschungs­ergebnisse berichtete.

Sichtlich bewegt bedankte sich Josef Gröger. Mit einem Kulturprog­ramm das auf den Dichter zugeschnit­ten war, wurden die Feierlichk­eiten beendet.

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FOTO: ECKHARD JÜNGEL Die Medaille hat einen Durchmesse­r von gut zehn Zentimeter­n.

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