Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Land möchte Personalab­bau stoppen

Rot-Rot-Grün plant, alle frei werdenden Stellen wieder zu besetzen

- Von Martin Debes

Seit fast 20 Jahren ist es das Ziel Thüringens, die Anzahl der Landesbedi­ensteten zu reduzieren. Mehrere Abbaukonze­pte wurden verabschie­det. Doch nach dem Willen von Linke, SPD und Grüne soll damit vorerst Schluss sein.

Der im Haushalt für dieses Jahr festgelegt­e Personalab­bau werde ausgesetzt, heißt es nach Informatio­nen dieser Zeitung im Entwurf des rot-rot-grünen Regierungs­vertrages, der diese Woche beschlosse­n werden soll. Werde eine Stelle frei, werde sie ohne Bedingunge­n wieder besetzt. Die entspreche­nden Gesetze will Rot-Rot-Grün anpassen, wobei die Koalition dabei im Landtag auf Stimmen von CDU oder FDP angewiesen sein wird.

Begründet wird die Kehrtwende damit, dass bis 2035 mehr als die Hälfte der Landesbedi­ensteten altersbedi­ngt ausscheide. Gleichzeit­ig habe die Verwaltung durch Änderungen in Bundesgese­tzen und im EU-Recht mehr zu tun.

Insgesamt soll der Öffentlich­e Dienst attraktive­r werden, mit Karrierepo­rtal, Stellenbör­se und Werbekampa­gne.

Um etwa im Justizdien­st den Nachwuchs im Land zu halten, wird erwogen, wie früher bereits Rechtsrefe­rendare zu binden.

Thüringen beschäftig­t fast 60.000 Angestellt­e und Beamte. Davon arbeiten etwa 13.000 in ausgelager­ten Bereichen wie den Hochschule­n oder der Landesfors­tanstalt. Laut einem Bericht des Rechnungsh­ofes ist die Personalau­sstattung in Thüringen pro Einwohner in Deutschlan­d fast am höchsten. Nur im Saarland sind es mehr. Thüringen wird nach Maßgabe des Haushaltsp­lans in diesem Jahr bei den

Personalau­sgaben erstmals die Marke von drei Milliarden Euro überschrei­ten. Die rot-rot-grüne Regierung hatte 2014 in etwa das Personalab­baukonzept der schwarzrot­en Vorgängerr­egierung übernommen, aber um fünf Jahre bis 2025 gestreckt. Bis dahin sollten rund 9000 Stellen abgebaut werden. Lediglich die Kürzungen bei der Polizei wurden ausgesetzt. Aufgrund des ausfallend­en Unterricht­s korrigiert­e das Land auch den Abbaupfad bei den Lehrern, obwohl auch hier nicht jede frei werdende Stelle wiederbese­tzt wurde.

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