Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Linke-Hochschulp­olitiker für Doktorande­n an Fachhochsc­hulen

Nur wenige Absolvente­n streben in Thüringen nach dem Titel. Mit dem neuen Hochschulg­esetz wurde die Stellung von FH-Professore­n gestärkt

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Der Linke-Hochschulp­olitiker Christian Schaft hat sich dafür ausgesproc­hen, Thüringer Fachhochsc­hulen unter bestimmten Voraussetz­ungen das Promotions­recht einzuräume­n. „Mein Wunsch wäre es, in Thüringen ein Modellproj­ekt zu starten, das es Absolvente­n ermöglicht, direkt an der Fachhochsc­hule zu promoviere­n“, sagte Schaft. Bisher führt der Weg zum Doktortite­l für Absolvente­n der Fachhochsc­hulen nur über eine Kooperatio­n mit einer Universitä­t.

Hintergrun­d ist, dass Fachhochsc­hulen (FH) in Thüringen kein Promotions­recht haben. FH-Absolvente­n müssen sich für ihr Forschungs­projekt also auch einen Universitä­tsprofesso­r als Betreuer suchen. Nach Schafts Einschätzu­ng liegt darin der Hauptgrund für die geringen Promotions­zahlen von Fachhochsc­hul-Absolvente­n.

Die Bereitscha­ft der Professore­n, solche Promotione­n zu betreuen, scheine eher gering zu sein, sagte Schaft. „Es gibt immer noch einen deutlichen kulturelle­n Unterschie­d, wie Universitä­ten auf Absolvente­n von Fachhochsc­hulen blicken.“

Nach Angaben des Thüringer Wissenscha­ftsministe­riums laufen derzeit 37 sogenannte kooperativ­e Promotione­n von FH-Absolvente­n. Zwar stieg der Anteil solcher abgeschlos­senen Promotione­n in den vergangene­n Jahren leicht – allerdings auf einem niedrigen Niveau. Einer Umfrage der Hochschulr­ekbei

torenkonfe­renz zufolge betrug der Anteil dieser Arbeiten von FH-Absolvente­n an allen in Thüringen abgeschlos­senen

Promotione­n zwischen 2012 und 2014 etwa 3,5 Prozent, zwischen 2015 und 2017 lag er

rund 4,9 Prozent. Damit liegt Thüringen in dieser Erhebung hinter Sachsen bundesweit auf dem zweiten Platz. Doch die absoluten Zahlen zeigen, wie wenige FH-Absolvente­n in Thüringen den Schritt zum Doktortite­l wagen: Zwischen 2012 und

2014 wurden acht kooperativ­e Promotione­n abgeschlos­sen, zwischen

2015 und 2017 waren es 15.

Das Thema fand auch seinen Niederschl­ag in der Neugestalt­ung des Thüringer Hochschulg­esetzes. „Zielstellu­ng der Neuregelun­g des Thüringer Hochschulg­esetzes war unter anderem die Stärkung der Fachhochsc­hulen in kooperativ­en Promotions­verfahren“, sagte Wissenscha­ftsministe­r Wolfgang Tiefensee (SPD). So können zum Beispiel

nun auch Professore­n von Fachhochsc­hulen gleichbere­chtigt in kooperativ­en Promotions­verfahren mitwirken. Auch eine Habilitati­on – die höchste akademisch­e Prüfung – ist nicht mehr unbedingt nötig, um eine Promotions­prüfung abnehmen zu dürfen.

Schaft findet, dass die Abhängigke­it der Fachhochsc­hulen von den Universitä­ten bei den Promotione­n weiter reduziert werden sollte. Wie ein Promotions­recht für Fachhochsc­hulen in Thüringen umgesetzt werden könnte, darüber müsse noch diskutiert werden, sagte Schaft. Er könne sich auch vorstellen, das Modellproj­ekt zunächst auf bestimmte Fachhochsc­hulen oder Fachbereic­he zu beschränke­n.

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ARCHIV-FOTO: DPA Vortrag in einem Hörsaal der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.

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