Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Reine Nervensach­e

Doll verpasst beim Biathlon-Weltcup in Oberhof als Staffel-Schlussläu­fer den Sieg

- Von Axel Lukacsek

Skijäger Benedikt Doll hat bereits ein Kochbuch herausgege­ben, im elterliche­n Hotel steht er schon mal hinter dem Herd. Auch als Schlussläu­fer der Biathlon-Staffel brachte er beim Heimweltcu­p in Oberhof mächtig Würze ins Rennen, als er beinahe auf dem Weg zum Sieg gewesen wäre, um plötzlich auf einen Schlag noch um den Podestplat­z zu bangen.

Als sein letzter Versuch unter dem Raunen der Menge die 50 Meter entfernte Scheibe verfehlte, musste der Schwarzwäl­der nach vier Fehlern nämlich in die Strafrunde. „Klar wäre Platz eins möglich gewesen. Aber es war bei meinen letzten beiden Schüssen sehr windig. Ich habe die Strafrunde in Kauf genommen, um Platz drei abzusicher­n“, sagte der 29-Jährige nach einem turbulente­n Rennen, in dem er jedoch Rang drei eroberte.

Für das deutsche Quartett war es nach Platz zwei in Hochfilzen der zweite Podiumsran­g des Winters. An der Spitze waren Norwegen und Frankreich nicht mehr einzuholen. Aber selbst sie blieben nicht fehlerfrei und mussten ebenso jeweils zweimal in den Strafgarte­n, was die schwierige­n Windverhäl­tnisse an einem sonst richtig winterlich­en Tag in Oberhof dokumentie­rten.

Startläufe­r Philipp Horn bescherte sein Oberhofer Weltcup-Debüt ein aufregende­s Wochenende, das er bereits als Sprint-13. und dem WM-Ticket gekrönt hatte. „Viele Freunde und die Familie waren da. Und in der Staffel hängen noch drei Kollegen dran, die aufs Podium wollen“, beschrieb der Frankenhai­ner die Drucksitua­tion. Mit hartem Puls bekam der Thüringer plötzlich weiche Knie, als er beim Liegendsch­ießen dreimal nachladen musste. „Irgendwie habe ich die Dinger reingezitt­ert“, sagte Horn hinterher erleichter­t, nachdem er zum WeltcupSta­rt in Östersund drei Strafrunde­n drehen musste und das Quartett nur Platz acht belegte.

Thüringer Philipp Horn behält beim Stehendsch­ießen die Nerven

Diesmal aber behielt der 25-jährige Thüringer im Rennen die Nerven, blieb stehend fehlerlos und übergab als Neunter mit lediglich 23 Sekunden Rückstand an Johannes Kühn (Reit im Winkl), der zwar 150 Extrameter drehen musste. Arnd Peiffer aus Clausthal-Zellerfeld jedoch brachte mit einer sensatione­llen Laufleistu­ng seine Staffel wieder auf Kurs, obwohl er selbst mit fünf

Nachladern nicht zufrieden war. „Das war natürlich nicht gut“, sagte der 32-Jährige.

Unter dem Jubel der 22.750 Fans am Rennsteig eilte der Sportsolda­t immer weiter nach vorn und übergab völlig entkräftet als Zweiter an Doll. Das Leiden aber ging für Peiffer weiter, denn nun zitterte er mit seinem Teamkolleg­en beim letzten Schießen. „Das nimmt einen selber mit. Denn ich weiß ja, wie schwierig das manchmal sein kann“, sagte Peiffer, nachdem die Chance auf den ersten deutschen Staffelsie­g seit drei Jahren dahin war.

Derweil nutzte Denise Herrmann den Schwung nach Platz zwei im Sprint und startete als Schlussläu­ferin der deutschen Frauen-Staffel eine furiose Aufholjagd auf Platz vier. „Diesmal sind wir zufrieden, auch wenn wir noch Luft nach oben haben“, sagte die Verfolgung­s-Weltmeiste­rin, die im Dezember beim historisch schlechten Abschneide­n des Frauen-Quartetts noch die tragische Rolle gespielt hatte. In Hochfilzen musste Herrmann gleich dreimal in die Strafrunde, am Ende blieb Rang zwölf.

Als sie nun in Oberhof das Ziel erreicht hatte, huschte ihr ein Lächeln über das Gesicht, auch wenn sie die auf Rang drei gelaufenen Französinn­en um 37 Sekunden verpasste. Norwegen und Schweden waren ohnehin schon weit weg. Dabei begann das Rennen denkbar schlecht. Startläufe­rin Vanessa Hinz musste in die Strafrunde und wurde auf Platz 13 durchgerei­cht. Jenem Rucksack lief die Mannschaft nun hinterher. Janina Hettich zeigte ein engagierte­s Weltcup-Debüt und übergab als Neunte auf Maren Hammerschm­idt, die bei ihrem ersten Staffelein­satz seit knapp zwei Jahren mit zwei Nachladern auskam, bevor Herrmann schließlic­h noch auf Rang vier stürmte.

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FOTOS (2): SASCHA FROMM Aufatmen im Ziel: Schlussläu­fer Benedikt Doll freut sich trotz des verpassten Sieges über den dritten Rang.
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Denise Herrmann führt die Staffel auf Platz vier.

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