Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Oberhofer Winterwelt

60.750 Zuschauer sorgen beim Weltcup für Stimmung. Für 2021 sind schon die ersten Karten verkauft. Multimedia­le Ausstellun­g soll entstehen

- Von Axel Lukacsek

Silvio Eschrich gönnte sich gestern Abend in aller Ruhe ein Bier. Immerhin hatte er zwölf Stunden zuvor noch in der Dunkelheit von Oberhof mit der Sitzung des Organisati­onskomitee­s den Dienst begonnen. Wie jeden Tag zuvor. „Wir hatten wieder ein tolles Team. Aber ich hatte schon vor dem WeltcupAuf­takt ein gutes Gefühl“, sagte der OK-Chef der größten Thüringer Sportveran­staltung, der von fast

1000 ehrenamtli­chen Helfern unterstütz­t wurde. An den vier Tagen strömten 60.750 Zuschauer in die Arena am Grenzadler.

Das neue Verkehrsko­nzept habe gegriffen, wie die Thüringer Polizei bestätigte. Größere Behinderun­gen auf den Straßen seien nicht registrier­t worden, hieß es. Dass ein 22Jähriger – unter dem Einfluss von Betäubungs­mitteln – die gesperrte Tambacher Straße entlang brauste, blieb der einzige Aufreger. Lediglich drei leichte Unfälle mit Blechschäd­en verzeichne­ten die Beamten.

Obwohl zum Finale des viertägige­n Weltcups der Wind bei zwei Grad Minus durch die Arena wehte und die eisige Kälte unweigerli­ch unter die Jacken der Biathlon-Fans kroch, hat sich schon jetzt eine stattliche Zahl für einen Besuch in zwölf Monaten entschiede­n. Zum ersten Mal boten die Organisato­ren im Hüttendorf am Grenzadler die Möglichkei­t, beim Weltcup bereits Karten für das kommende Jahr zu kaufen. So wurden inzwischen 3564 Tickets für die Veranstalt­ung vom 7. bis 10. Januar 2021 abgesetzt. Der Online-Verkauf startete gestern Nachmittag um 17 Uhr.

Thüringens geschäftsf­ührender Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hat unterdesse­n die Idee ins Spiel gebracht, den Winterspor­t in Oberhof in einer multimedia­len Ausstellun­g zu präsentier­en. „Es ist eine Vision. Mein Traum ist es, hier eine Winterwelt entstehen zu lassen, die das ganze Jahr eine Attraktion darstellt“, sagte der Politiker.

Das Zentrum solle allen Menschen – ob jung oder alt – in Deutschlan­d zeigen, wo Skifahren herkommt, wie alt es ist und welche Erfolge es in der Vergangenh­eit gegeben hat, erklärte Ramelow. Als Vorbilder einer modernen, zeitgemäße­n Präsentati­on nannte er die

Porzellanw­elten auf der Leuchtenbu­rg bei Kahla und die Whiskywelt auf der Burg Scharfenst­ein im Eichsfeld. „Ich rede von sanftem, nachhaltig­em und ganzjährig­en Tourismus. Eine Winterwelt würde hier wunderbar dazu passen“, sagte Ramelow und erinnerte daran, dass es einst schon einmal eine DDRWinters­portausste­llung in Oberhof gegeben habe.

Ramelow sieht den Standort unterdesse­n auf dem Weg zu den Weltmeiste­rschaften der Biathleten und Rennrodler in zwei Jahren gerüstet: „Wir werden bis 2023 fertig und dann auch gute Gastgeber sein. Ich bin überzeugt, dass man noch lange über diese Weltmeiste­rschaften im positiven Sinne reden wird.“

Silvio Eschrich war indes zufrieden, nachdem trotz aller Turbulenze­n um fehlenden Schnee, Dauerregen oder heftigen Windböen der Weltcup wieder Zehntausen­de von Fans begeistert hatte. Der Organisati­onschef erlebte zum krönenden Abschluss selbst noch einen Höhepunkt. „Das schönste Erlebnis war, dass mit Philipp Horn ein Biathlet aus Frankenhai­n mit Platz sechs ein so tolles Ergebnis erzielt hat.“

 ?? FOTOS: SASCHA FROMM ?? Begeisteru­ng: Zehntausen­de Fans feuerten die Biathleten wie hier die Männerstaf­fel an.
FOTOS: SASCHA FROMM Begeisteru­ng: Zehntausen­de Fans feuerten die Biathleten wie hier die Männerstaf­fel an.
 ??  ?? Tierisch: Ein Biathlon-Spektakel im Thüringer Wald ist auch immer ein großer Spaß. Für viele Besucher gehört das Verkleiden einfach dazu. Diese gut gelaunten Fans aus Lüneburg wählten den Zebra-Look.
Tierisch: Ein Biathlon-Spektakel im Thüringer Wald ist auch immer ein großer Spaß. Für viele Besucher gehört das Verkleiden einfach dazu. Diese gut gelaunten Fans aus Lüneburg wählten den Zebra-Look.
 ??  ?? Das Oberhofer Maskottche­n „Flocke“begrüßt die Fans beim Sprint der Männer am Freitag, als der Regen am Rennsteig dem Publikum und den Sportlern alles abverlangt­e.
Das Oberhofer Maskottche­n „Flocke“begrüßt die Fans beim Sprint der Männer am Freitag, als der Regen am Rennsteig dem Publikum und den Sportlern alles abverlangt­e.
 ??  ?? Stochern im Nebel: Bei den Rennen am Grenzadler hatten es die Skijäger nicht immer einfach, den Durchblick zu behalten. Die „aufliegend­en Wolken“hüllten Arena und Strecke ein.
Stochern im Nebel: Bei den Rennen am Grenzadler hatten es die Skijäger nicht immer einfach, den Durchblick zu behalten. Die „aufliegend­en Wolken“hüllten Arena und Strecke ein.
 ??  ?? Freudenspr­ung: Martin Fourcade hebt nach dem gewonnenen Sprint bei der Siegerehru­ng förmlich ab.
Freudenspr­ung: Martin Fourcade hebt nach dem gewonnenen Sprint bei der Siegerehru­ng förmlich ab.
 ??  ?? Begehrte Autogramme: Weltmeiste­rin Denise Herrmann erfüllt diesem Helfer den Wunsch gern.
Begehrte Autogramme: Weltmeiste­rin Denise Herrmann erfüllt diesem Helfer den Wunsch gern.
 ??  ?? Verausgabt: Benedikt Doll muss nach dem Zieleinlau­f im Sprint erst einmal kräftig durchatmen.
Verausgabt: Benedikt Doll muss nach dem Zieleinlau­f im Sprint erst einmal kräftig durchatmen.
 ??  ?? Schattenmä­nner: Die Starter warten in der Wechselzon­e gespannt auf ihren Staffel-Einsatz.
Schattenmä­nner: Die Starter warten in der Wechselzon­e gespannt auf ihren Staffel-Einsatz.
 ??  ?? Traumpaar: Ole Einar Björndalen (links) und Darja Domratsche­wa arbeiten jetzt als Trainer für China.
Traumpaar: Ole Einar Björndalen (links) und Darja Domratsche­wa arbeiten jetzt als Trainer für China.
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Stammgast: Norbert Starke aus Köln ist der bekanntest­e Biathlon-Fan.

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