Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Trödeln Thüringens Finanzämter?
Ministerium widerspricht Vorwürfen und findet Erhebung nicht repräsentativ
Das Thüringer Finanzministerium wehrt sich gegen Vorwürfe, die Bearbeitung der Lohnsteuererklärung im Land dauere besonders lange. „Die Thüringer Finanzämter sind schneller als behauptet. Die Umfrage vom Online-Steuerportal Lohnsteuerkompakt.de ist nicht repräsentativ“, erklärte Finanzministerin Heike Taubert (SPD).
Nach der gestern vorgestellten Erhebung müssen Steuerpflichtige in Thüringen im Schnitt 61,5 Tage auf eine Steuererstattung warten. Das sind zwei Wochen mehr als in Nordrhein-Westfalen. Mit Hessen hält Thüringen damit den Negativrekord. Landesweit gibt es 12 Finanzämter. Am schnellsten geht es in Gera (48 Tage), Schlusslicht ist Erfurt (72 Tage). Die Bearbeitungszeiten wurden anhand von rund 400.000 über lohnsteuer-kompakt.de erstellten Einkommensteuererklärungen für 2018 anonym erhoben. Laut Finanzministerin Heike Taubert sei das nur ein Bruchteil der bundesweiten Arbeitnehmerfälle. „Diese Schlussfolgerung von Lohnsteuer-kompakt ist falsch. Die Auswertung ist nicht repräsentativ und damit auch nicht aussagekräftig“, teilte Taubert mit. Nach Auswertungen des Thüringer Finanzministeriums betrug die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für 2018 in Thüringen für Arbeitnehmererklärungen 57,1 Tage und damit im Schnitt 4,4 Tage weniger. Bei den allgemeinen Veranlagung seien es 61,1 Tagen. Beide Werte zusammengenommen ergäben eine durchschnittliche Wartezeit von 58,2 Tagen.
Die Kritik ist nicht neu. Im Frühjahr 2019 sah auch der Steuerzahler-Bund in seinem Bearbeitungscheck Thüringen an 12 Stelle Ländervergleich. Das Finanzministerium räumte seinerzeit eine Spannbreite zwischen 45 und 63,9 Tagen für 2017 ein. Auch der Verzicht auf Steuerbelege führt wohl zu keiner Entlastung. Der Redaktion liegt ein Fall des Finanzamtes Gotha vor, wonach für eine im Juli abgegebene Steuererklärung erst jetzt Handwerker-Belege nachgefordert wurden.